Love & Dance

Drama, Israel 2006, 93 min

Nastya, die Braut, ist seit zwanzig Minuten verheiratet und zerwirft Porzellan. Mitten auf der Hochzeit. Nebenan hopsen die Gäste, und Nastya zerreißt abwechselnd ihr Herz, ihr Kleid und die Schecks ihres verfluchten Ehemannes, weil er sie bereits am Hochzeitsabend mit ihrer Schwester betrogen hat. Der das alles beobachtet, teils voller Anteilnahme den Streitenden gegenüber, andererseits durch den Sucher seiner Videokamera sehr distanziert, ist Chen, der dreizehnjährige Sohn eines israelischen Fotografen und einer russischen Kellnerin. Er wird erwachsen werden müssen. Das muss jedes Kind. Chen wird lernen müssen, wieso Erwachsene die meiste Zeit etwas anderes tun, als sie sagen. Das muss auch jedes Kind. Aber er hat Glück, denn er ist auf dem besten Wege, ein paar der alten und verschütteten Initiationsriten zu erfahren. Weil er noch immer glaubt, was er sieht, lernt er tanzen. Klassischen Gesellschaftstanz mit Cha Cha Cha, Wiener Walzer oder Rumba. Das muss nicht jedes Kind. Auch Chen müsste nicht, aber die gleichaltrige Natalie hat es ihm angetan. Heimlich beobachtet er, wie sie sich, völlig versunken, vorm Spiegel dreht. Eine Art Parallelwelt offenbart sich ihm in diesem Spiegel. Wo Jungen und Mädchen gemeinsam etwas unternehmen, wo Männer und Frauen sich einander rücksichtsvoll und höflich begegnen, wo es statt andauernder Streitigkeiten einen gemeinsamen Tanz gibt. So glaubt er zumindest. Er ist halb Russe und halb Israeli, und schaut man in seine wachen Augen, spiegeln sich dort die ganzen erwachsenen Unarten seiner Eltern, seiner Nachbarschaft und der zerrissenen israelischen Gesellschaft wider. Ins gelobte Land strömen seit Jahren die Heimatlosen aller Herren Länder. Und niemand hat ihnen zuvor Tanzschritte und Rhythmus beigebracht, also treten sie sich ständig auf die Füße und wissen nichts vom kulturellen Fandango ihres Gegenübers. Chen jedoch versucht, nicht alles widerspruchslos hinzunehmen. Seiner wunderbaren Mutter verschafft er, einem heimlichen Verehrer in einer goldenen Rüstung gleich, immer wieder Freiräume und Alibis, ohne die ihr russisches Temperament sicher zu Grunde ginge. Der heimliche Besuch eines abendlichen Salsa-Kurses führt Chen zur Tanzgruppe des Tanzpaares Roman und Yulia Rabinovich. Yulia bringt dem Jungen nach und nach bei, was ein Junge wissen sollte. Dass ein Mann einer Frau immer respektvoll gegenübertritt, ihr den Hof macht und sie führt. Sie erklärt ihm auch, dass man, für gewöhnlich, mit nur einem Partner tanzt, dass man gleichzeitig lachen und weinen kann und dass ein Tanz nicht nur aus Schritten besteht, die man erlernt. Eben alle wichtigen Dinge. Allein, die richtige Liebe für den Tanz muss Chen noch selber finden. Erst wenn es ihm gelingt, den Kopf zu heben, während er mit Sharon tanzt, und in ihre Augen zu schauen, beginnt der eigentliche Zauber. Denn dort, in Sharons Gesicht, findet er alles, was er auf seinen Füßen vergeblich sucht. Tränen der Freude, dieselben wie auf Mamas und Yulias Gesicht. Lachen und weinen, lieben und tanzen, Sdrasdwuitje und Schalom.