Das doppelte Lottchen

Wer kennt sie nicht, die Geschichte der zwei kleinen Mädchen Luise und Lotte, die sich an einem Sommertag Mitte der fünfziger Jahre in Seebühl am Bühlsee plötzlich gegenüber stehen und sich gleichen wie ein Ei dem anderen, aber bisher nichts voneinander wussten.
Später werden sie feststellen, dass sie die gemeinsamen Kinder von den jetzt getrennt lebenden Eltern sind. Doch die falschen Bilder nach Hause zu schicken, erscheint ihnen nach kurzer Überlegung wenig sinnvoll. Und so fährt denn Luise (in der Rolle der Lotte) zur Mutter nach München und Lotte (in der Rolle der Luise) zum Vater nach Wien. Und dort erwarten die nichtsahnenden Eltern und die beiden Schwestern jede Menge Verwicklungen…
Erich Kästner hat mit »Das doppelte Lottchen« eines der bekanntesten deutschen Kinderbücher geschrieben. Zwei deutsche und vier US-amerikanische Verfilmungen, nicht mitgezählt zahlreiche auf der Grundidee basierende Filme, sprechen für die Popularität des Stoffes. Erstmalig wagt sich nun ein Produzent an eine Animationsfassung. Stilistisch wurde sich dabei dem Zeichner Walter Trier (1890-1951) genähert, dem kongenialen Illustrator der Kästner-Kinderromane. Dessen Illustrationen dürften jedem Leser geläufig sein. Trier musste übrigens als Jude aus Nazideutschland fliehen und fand schnell im englischsprachigen Raum große Anerkennung. Er war der erste deutschsprachige Zeichner, der ein Angebot der Disneystudios erhielt, das er aber ablehnte. Insofern ist dieser Film auch eine Hommage an einen großen Zeichenkünstler.
Der Roman von Erich Kästner ist für die notwendigen Anforderungen an einen Zeichentrickfilm vorsichtig umgestaltet worden. Die Figuren blieben überwiegend unverändert, dafür wurden neue Szenen eingefügt, die die Spannung erhöhen. Und einem unterhaltsamen Kinoabenteuer mit einem Klassiker steht nichts mehr im Weg.