Gefahr und Begierde

Drama, USA/China/Taiwan 2007, 159 min

Wer will schon sterben? Keiner will. Und jeder muss. Bei dieser Konstellation sollte man darauf aus sein, wenigstens schön abzutreten. Neulich las ich bei einem bekannten Feuilletonisten, er wolle daran sterben, dass er beim Sturz in die Tiefe verhungere. Recht originell. Aber schön? Revolverhelden könnten es schön. Mit einem schönen Gegner. Oder patriotische Freiheitskämpfer in einem schönen Freiheitskampf. Eine Mata Hari könnte das auch, wenn sie es schön klug anstellt. Sie könnte sich auf einem Diwan zu Tode langweilen. Oder einige gewisse erotische Praktiken zur suizidalen Klimax missbrauchen. Hmm, sehr schön. Das attraktive Landei Wong schlittert da eher etwas unverhofft, wenngleich jedoch schweißgebadet und ebenfalls lustvoll stöhnend, in ihr selbst erwähltes Unglück. Es gibt unkomfortablere Arten zu sterben, wahrlich, doch der Reihe nach: Die Japaner haben 1938 weite Teile Chinas besetzt und in Shanghai gerät eine junge Frau durch Zufall in eine Gruppe von patriotischen Studenten. Diese wollen nicht einfach hinnehmen, was unter der japanischen Okkupation geschieht, und setzen sich zur Wehr. Anfangs mit Worten, mit Theaterreimen oder Flugblättern, doch bald schon reichen Wut und Worte nicht mehr aus, um sich von chinesischen Opportunisten oder Kollaborateuren zu distanzieren. Und Reime schon gar nicht, um die fremden Aggressoren zu vertreiben. Also fassen sie den Plan, mit der jungen Wong, die als ein geeigneter, weil ansehnlicher, Lockvogel gilt, einem ranghohen Verräter, wie dem Kollaborateur Mr.Yee das Tee-Licht auszublasen. Geübt im Umgang mit den Waffen einer Frau ist Wong nun gerade nicht, und bei den echten Schießeisen sieht es nicht viel besser aus, also muss geübt werden. Im Dunkeln einen Mann verführen, eine Pistole laden oder auseinander bauen, das Licht ausblasen oder nackt einen Fluchtweg finden. Wong weiß jetzt, worum es geht, und begibt sich augenblicklich in Gefahr. Jawohl, und als Frau doppelt. (Beachte: Doppel-Agentinnen sind immer Frauen). Sie könnte nicht nur jeden Moment enttarnt werden, sondern stünde dann auch noch völlig unbekleidet da, denn Wong droht sich selbstverständlich in den Herrn Yee zu verlieben. Ein gefährliches Spiel beginnt.

Buch: James Schamus, Wang Hui Ling, Eileen Chang

Regie: Ang Lee

Darsteller: Tony Leung Chiu-wai, Wei Tang, Lee-Hom Wang

Kamera: Rodrigo Prieto

Musik: Alexandre Desplat

Produktion: Focus Features, Bill Kong, Ang Lee, James Schamus

Bundesstart: 18.10.2007

Start in Dresden: 18.10.2007

FSK: ab 16 Jahren