Du bist nicht allein

Drama/Komödie, Deutschland 2007, 97 min

Selbstverständlich lässt sich über ein so ernstes Thema wie die Arbeitslosigkeit auch ein heiterer Film drehen. Das wäre doch gelacht, wenn einem da nicht die Tränen kämen. Ein Auge lacht immer, während das andere weint, und wer an Hartz IV leidet, braucht eh’ viel Papiertaschentuch. Eine Allerweltsweisheit, sagt ihr? Richtig, und hier gleich noch die nächste: Das Leben macht Kurven, und wer da nicht gegensteuert, landet abseits der Straße. Wenn gleich zu Beginn Frau -Katharina Thalbach - Moll ihrem Mann ins Ohr flüstert „Ick hab’ Arbeit“, klingt das wie eine Liebeserklärung ans Leben. Frau Moll ist sozusagen nach längerer ALGII-Ehe wieder frisch verliebt. Doch die ehemalige Fleischfachverkäuferin holt sich, um mal beim Bild zu bleiben, sicher keine Knutschflecke oder grüne Knie mit ihrem neuen (Arbeits-)Verhältnis, denn sie ist jetzt als hoch motivierte (beachten sie bitte den OSCAR-gekrönten Motivationstrainer), aber niedrig entlohnte Security-Kraft angestellt. Sie hat eine leere Lagerhalle zu bewachen. Da ist sie ganz sicher allein. Anders ihr Mann Hans, ein ehemaliger Tapezierer, der zwar keinen neuen Job, dafür aber unverhofft eine neue, ungewohnte Beschäftigung bekommt. Seit dem Einzug einer russland-deutschen Familie in der Nebenwohnung lauscht er angestrengt, was die Neubauwände an interessanten Geräuschen hergeben. Hans hat sich nämlich bei der Einzugsfeier in die alleinstehende Jewgenia mit den grünen Augen verliebt. Als er auf ihr fröhliches Betteln, sie doch mit deutscher Folklore vertraut zu machen, vor lauter Verlegenheit nur mit einem Roy-Black-Schlager antworten konnte: „Du bist nicht allein, wenn du träumst, von der Liebe“, denkt sich die attraktive Jewgenia, Hoppla, der deutsche Mann geht aber ran. Und wenn das einer im deutschen Kino kann, dann Hans-Axel-Prahl-Moll. Von der ersten Drehbuchfassung 2001 an, Bernd Böhlichs Idealbesetzung, genauso wie die Thalbach. Unnachahmlich, echt und versöhnlich. Da mag der Zuschauer ruhig noch eine Weile grübeln, ob der Filmtitel eher als wohlwollende Umarmung oder als resignative Drohung gemeint ist. Nicht so Hans, der lässt keine Minute ungenutzt verstreichen. Ein ganz neuer Mann muss her. Frische Tapete an Hansens Wände, sozusagen. Und’n frisches Hemde. Nägel schrubben und duften, duften muss der Mann! Blöd ist bloß, nicht alle im Haus malern mit. Und so fallen plötzlich speckige Neubauwände, kaputte Fahrstühle und zerschlagene Scheiben unangenehm ins Auge. Überall versperren staubige Sammeltassen die Sicht auf’s Wesentliche, der ‚Ehemalige’ von gegenüber nervt, dieser Ex-Physiker und dessen Gegreine wegen seiner fortgelaufenen Ex-Frau und dann die ewigen Koteletts in der heimischen Küche…, ach Jewgenia, meine Schöne. Man müsste noch mal ganz neu anfangen. Einfach Anlauf nehmen und dann voll rein in den Teich; Arschbombe machen. W. Larsen

Buch: Bernd Böhlich

Regie: Bernd Böhlich

Darsteller: Katharina Thalbach, Axel Prahl, Herbert Knaup, Karoline Eichhorn, Ekaterina Medvedeva

Kamera: Thomas Plenert

Musik: Jakob Ilja

Produktion: Ö-Filmproduktion, Rundfunk Berlin Brandenburg, WDR, SWR, Katrin Schlösser

Bundesstart: 19.07.2007

Start in Dresden: 19.07.2007

FSK: ab 6 Jahren