Ich will Dich - Begegnungen mit Hilde Domin

Dokumentation, Deutschland 2007, 137 min

Es ist ein großes Glück, dass Anna Ditges diesen Film gemacht hat. Denn auch Anna Ditges hatte bis vor zwei Jahren noch kein Sterbenswörtchen von der Lyrikerin Hilde Domin gelesen oder gehört. Dabei trägt diese mit einem Hölderlin-Preis, dem Rilke-Preis oder mit dem Bundesverdienstkreuz eine recht ansehnliche Last auf ihrem 95-jährigen Buckel. Ihr letztes Büchlein mit Gedichten spricht davon, wie sie, gestützt auf eine Rose, nahezu ein ganzes Jahrhundert geschultert hat. Es wurde also höchste Zeit, ein wenig davon loszuwerden, und die junge Regisseurin kam wie gerufen. Zufällig fiel ihr oben genannter Gedichtband in den Schoß, und kurze Zeit später stand Anna Ditges mit einem Strauß Rosen vor Hilde Domins Tür. Eine rüstige, sehr elegante Dame mit einer recht schroffen Art öffnete ihr, und es war beiderseitige Sympathie auf den ersten Blick. Nun ja, bei fast siebzig Jahren Altersunterschied gehört auch ein wenig Granteln dazu. Doch die Zuneigung überwog. Und sollte in den folgenden zwei Jahren (!) dafür sorgen, dass die Domin der Filmemacherin auch ihr Herz öffnete. 1909 in Köln als Hilde Löwenstein geboren, hatte sie Jura, Philosophie und Soziologie studiert und sah sich 1932 gezwungen, mit ihrem Lebensgefährten Erwin Walter Palm nach Rom zu gehen, wo sie auch promovierte. Nach einem Zwischenstop in England landete das Paar 1940 in der Dominikanischen Republik. Als Hilde Palms Mutter 1951 starb, begann sie zu schreiben. Nach 22 Jahren fern der Heimat kehrte sie 1954 nach Deutschland zurück und heftete sich mit ihrem Synonym ein Stück Dominikanische Republik ans Revers. Und sie fasste den Entschluss, den Menschen fortan „ein paar Laternen anzuzünden in ihren Herzen“. Es ist ein großes Glück, dass Anna Ditges von einem solchen Licht getroffen wurde, diesem Scheine nachging, in Domins „alten Häusern neue Türen öffnete“, ihr Tag für Tag frische Rosen brachte und dass sie nun ihrerseits das Streichholz an unsere Herzen halten kann mit einem großartigen und warmherzigen Portrait der Grande Dame der deutschen Nachkriegsliteratur.

Buch: Anna Ditges

Regie: Anna Ditges

Kamera: Anna Ditges

Sprecher: Anna Thalbach

Musik: Andreas Schäfer

Produktion: punktfilm, Anna Ditges, Felix Kuballa, Jutta Krug, Kurt Schneider, Reinhard Wulf, Rolf Bergmann

Bundesstart: 08.11.2007

Start in Dresden: 13.03.2008

FSK: ab 12 Jahren