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Hunting Party - Wenn der Jäger zum Gejagten wird

Drama, USA/Kroatien/Bosnien-Herzegowina 2007, 104 min

Der abgehalfterte Ex-Star-Kriegs-Berichterstatter Simon Hunt hat gründlich die Nase voll. Vom Verlust seines gut bezahlten Jobs und davon, dass „Der Fuchs“ fünf Jahre nach Ende des Krieges immer noch frei in Bosnien rumläuft. Egal, wie hoch die Kopfprämie ausgeschrieben ist, diese elenden Kriegsverbrecher gehören verfolgt, verhaftet und vergittert. Und angesichts der Fünf-Millionen-Dollar-Belohnung muss nicht einmal eine gute Story dabei rausspringen. Also rollt Simon die leeren Flaschen zur Seite und kratzt die Speisereste aus seinem Dreitagebart. Denn sein ehemaliger Kameramann Duck ist in Sarajevo, um für irgendein Abendmagazin ein paar nette Interviews zu machen. Duck hat’s mittlerweile geschafft, er hetzt nicht mehr wie früher durch Freund und Feind, weicht Kugeln aus und fängt sich auch gelegentlich welche ein. Duck ist jetzt Chefkameramann. Saubere Hände, sauberes Geld. Im Dreck wühlen sollen nun andere, jüngere Kollegen, die noch wild auf ein paar blutige Sporen sind, auf Granatkratzer oder einen Bauchschuss. Aber dann taucht Simon Hunt mit dieser verrückten Geschichte bei ihm auf. Mit der Story seines Lebens, der Ergreifung des meist gesuchten Kriegsverbrechers der Welt, Dr. Lisica, (ja, ja, im Jahre 2000 war Osama Bin Laden noch ein gutrasierter Kontaktmann des CIA) und versucht damit, seinen Ex-Partner zu ködern. Ein paar Drinks später steht der Deal. Falls noch Zeit bleibt zu überleben, wollen sie der Welt ihre unglaubliche Geschichte erzählen. Obwohl die Welt dafür noch gar nicht bereit ist. Nun ja, wenn also keine Zeit mehr ist, noch auf die Welt zu warten… Es werden finstere Gesellen geladen, endlose Straßen gefahren und wieder Leib und Leben riskiert, um für eine feuchtfröhliche „Hunting Party“ zu sorgen. Am Ende kommt die große Katerstimmung, denn irgendjemand hat in den Die-Story-des-Lebens-Sekt gepinkelt und den „Fünf-Millionen-Fuchs“ laufen lassen.
Frage an Sender Sarajevo: Was machen eigentlich Radovan Karadžic und Ratko Mladic den lieben langen Tag, wenn sie sich gerade nicht »The Hunting Party« ansehen und sich dabei schlapp lachen? Antwort: Sie lassen sich’s trotzdem gut gehen und sorgen dafür, dass man sie auch in Zukunft nicht findet. Dieses neueste Buddy-Road-War-Movie, welches erklärtermaßen im Stile von »Der dritte Mann« (Verwechslungen ausgeschlossen) gedreht wurde, gilt in seinem Heimatland USA bereits deshalb als gelungen, weil darin Muslime auftauchen, die keine Terroristen sind. Mögen sie in Frieden ruhen und nie davon erfahren.
Henry J. Hyde
alpa kino