Transsiberian
Das amerikanische Ehepaar Roy (Woody Harrelson) und Jessie (Emily Mortimer) hatten in China ein bisschen den Glauben Gottes an die Bevölkerung bringen wollen (Darf man das dort überhaupt?), nun ist ihre Mission beendet und man möchte die Heimreise über Moskau antreten. Die moderne Variante wäre das Flugzeug* zu nehmen, da Roy aber ein großer Eisenbahnfan ist, überredet er Jessie mit der transsibirischen Eisenbahn zu fahren. Auch da ihre Beziehung zurzeit gerade nicht so prickelnd ist, könnten die sieben Tage da ganz erfrischend wirken. Leider sind sie aber in ihrem Abteil nicht allein und teilen dies mit dem undurchschaubaren Carlos (Eduardo Noriega) und seiner jungen nicht minder seltsamen amerikanischen Freundin Abby (Kate Mara). Carlos führt eine Kiste Matrjoschkas mit sich, die er aber offensichtlich vor seiner Freundin geheim halten will. Jessie hegt inzwischen einen Verdacht. Als Roy bei einem Zwischenstopp die Weiterfahrt des Zuges verpasst, scheinen die Situation und der Status Quo des Filmes nun aber aus dem Ruder zu laufen. Carlos macht sich unerwartet an Jessie ran und zwei korrupte russische Polizisten der Drogenfahndung in Gestalt des wieder mal ziemlich zwielichtigen Sir Ben Kingsley und Hollywoodexport Thomas Kretschmann, bringen die Szenerie in unangenehme Wallung, die irgendetwas mit den Matrjoschka-Puppen zu tun hat. Eine üble Verkettung von Betrug und Verrat nimmt ihre rasante Talfahrt auf, auch wenn es Roy gelingt, wieder zu seiner Frau zu stoßen. Nun beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit und ein Wettlauf ums Überleben, der in einem finalen Crash des Zuges mit einem anderen gipfelt. Seltsamer und düsterer Film, der irgendwie sämtliche Thriller des letzten Jahrhunderts zu zitieren scheint.
Wäre Alfred Hitchcock nicht tot, würde es nicht verwundern, wenn dieser noch als Schaffner durch die Wagons huschen würde. Spannende Krimikost, die mir Vladimir Putins Reich jedoch nicht unbedingt näher bringt und meinen Urlaubswunsch in diese Region gefrieren lässt.
Doswidanja und rohes Jolkafest, Ray van Zeschau
*Flieger, Translation für Altbundesländler
Ray van Zeschau
Buch: Brad Anderson, Will Conroy
Regie: Brad Anderson
Darsteller: Woody Harrelson, Eduardo Noriega, Kate Mara, Emily Mortimer, Ben Kingsley, Andrius Paulavicius, Alfredas Butkevicius
Kamera: Xavi Gimenez
Musik: Alfonso Vilallonga
Produktion: Filmax Group, Lietuvos Kinostudija, Scout Productions, Universum, Julio Fernandez, Todd Dagres, Tania Reichert-Facilides
Bundesstart: 11.12.2008
Start in Dresden: 11.12.2008
FSK: ab 16 Jahren