Die rote Violine

Drama, Kanada/Italien 1996, 130 min

Dass ein Musikinstrument die Hauptrolle in einem Film spielen kann, ist an sich schon ungewöhnlich. Noch ungewöhnlicher aber ist die Tatsache, dass die kanadisch - italienische Co-Produktion zum Einen wie ein wundervoll historisches Gemälde und zum Anderen wie ein rasanter, spannender Krimi daherkommt. Beginnend im Italien des Jahres 1681, mit den Stationen Österreich, England, Osteuropa und China endet die Geschichte der „Roten Violine“ im Kanada der Gegenwart.
Was passiert in diesen Jahrhunderten: In der Werkstatt des Geigenbaumeisters Bussotti (fiktiv) im italienischen Cremona entsteht eine vollkommene Violine. Der Meister baut sie für den erwarteten Sohn. Doch seine Frau und das Kind sterben bei der Geburt. Ein Geheimnis nimmt nun seinen Lauf. Die Violine Bussottis taucht in einem Kloster in den österreichischen auf und wird dort von Generationen von Waisenkindern gespielt. Darunter ist zum ausgehenden 18. Jahrhundert ein „Wunderknabe“, den die Mönche an einen französischen Meister nach Wien zur weiteren Ausbildung vermitteln. Der Knabe - ein schwächliches Kind - stirbt bei einem Vorspiel, wird nahe des Klosters beerdigt und die Violine mit ihm. Das Grab wird geplündert, die Violine gerät in die Hände von Zigeunern und landet schließlich bei einem Geigenvirtuosen in England. Der lebt gerade eine Exzentrische Liaison mit einer ebenso exzentrischen Schriftstellerin aus. Als sie ihn verläßt, verfällt er dem Opiumrausch und begeht Selbstmord. Sein chinesischer Diener kehrt nach China zurück, die Violine im Gepäck. Er verkauft sie an einen Trödler in Shanghai. Eine Mutter erwirbt sie dort zur musikalischen Ausbildung ihrer Tochter. 1965 gerät die Tochter in die Wirren der Kulturrevolution, bekennt sich zu deren Zielen, versteckt aber trotzdem die Violine bei einem Musiklehrer. Nach dessen Tod entdecken die chinesischen Behörden in seiner Wohnung eine umfangreiche Sammlung alter Instrumente. Sie ahnen deren Wert und bieten die Sammlung einem kanadischen Auktionshaus an. Dort schätzt ein Experte die Sammlung und erkennt die verschollen geglaubte „Rote Violine“. Und er kommt am Ende auch hinter das Geheimnis ihres einzigartigen Klanges und der roten Farbe. Das vorläufig letzte Kapitel beginnt…
Die Geschichte wird zugleich unterhaltsam als auch spannend und wissensvermittelnd erzählt. Der Zuschauer beginnt die Violine automatisch zu personifizieren und nimmt Anteil an ihrem Schicksal. Für die schauspielerische Brisanz stehen Namen wie Greta Scacchi, Samuel L. Jackson, Jason Flemyng oder Carlo Cecchi neben vielen anderen. Gedreht wurde an Originalschauplätzen - so in Cremona, in Wien, Oxford, Shanghai und in Montreal. Im Ergebnis ist eine wunderbare Film - Mischung entstanden, die sowohl die Liebhaber virtuoser Geigenmusik als auch den Freund opulenter historischer Filme befriedigt. Das die Geschichte von enormer Spannung geprägt ist, kann nur als zusätzliche Würze betrachtet werden. Ein Fest für Augen und Ohren!
W. Zimmermann

Regie: Francois Girard

Darsteller: Samuel L. Jackson, Greta Scacchi, Jason Flemyng

Bundesstart: 26.11.1998

Start in Dresden: 26.11.1998