Taxi Teheran

Dokumentation/Drama/Komödie, Iran 2015, 86 min

Kann man denn noch direkter und noch brisanter Kino machen? Als es der iranische Regisseur Jafar Panahi mit seinem neuesten Coup auf der Berlinale gezeigt hat? Der mit 20 Jahren (!) Berufsverbot belegte Filmemacher erteilt seinen Gegnern eine laut schallende Backpfeife und lädt das halbe Land zu einer politischen Gesprächsrunde vor seine Kamera. Welche er ins Handschuhfach eines Taxis montiert, so dass sie jeder sehen kann und vor die er sich auch gleich selbst noch hockt. Als vermeintlicher Taxifahrer durch Teheran, der die ambitionierte Anwältin (seine Anwältin), den jungen, wilden Regiestudenten, einen Todgeweihten oder die von Zensurvorgaben genervte Schülerin (seine Tochter) kutschiert. Aufs Köstlichste verschwimmt hier die Realität zur Fiktion, wenn man auseinander zu halten versucht, wo das Drehbuch abgelöst wird vom echten persönlichen Mitteilungsbedürfnis der Protagonisten. Der Innenraum Taxi, und das gilt für fast alle Länder dieser Welt, stellt seit jeher einen sprudelnden Informationsquell dar und gilt als höchst politischer Gradmesser für die Gesellschaft, auf deren Straßen man sich gerade bewegt. Damit spielt Panahi sehr virtuos, und findet en passant eine listige Möglichkeit, heimlich einen Film zu drehen. Auf seiner Rückbank streitet eine ambitionierte Lehrerin mit einem arroganten Besserwisser über den Un-Sinn von überzogener Bestrafung bei Kleinstkriminellen. Dann erkennt des Regisseurs Nachbar umgehend, dass Panahi hier nie im Leben nur Taxi fährt, sondern einen Film dreht oder die Anwältin von Panahi steigt ein und listet die jüngsten Fälle von Justizwillkür auf…, kurz gesagt eine köstliche Eulenspiegelei. Und für die kleine Episode mit dem wissbegierigen Möchtegern-Regisseur, der sich beim Meister Rat holen möchte, aus welchen Kinoklassikern er das Handwerk erlernen solle, allein dafür gebührt dem Gewinner des Goldenen Bären 2015 allerhöchste Achtung: Diese Filme hier seien alle schon gedreht, Inspirationen finde er anderswo. Lautet die Antwort. Genau. In einem Teheraner Taxi zum Beispiel.
alpa kino

Buch: Jafar Panahi

Regie: Jafar Panahi

Darsteller: Jafar Panahi

Produktion: Jafar Panahi

Bundesstart: 23.07.2015

Start in Dresden: 23.07.2015

FSK: o.A.