Pazar - Der Markt

Es gibt immer ein paar Typen, die haben ein Händchen für gewisse Dinge. Die besorgen von einer Schweizer Uhr bis zum russischen Panzer alles, was sich irgendwie verkaufen lässt. (Gerade hat ein Österreicher einen Dok-Film im Kino abgeliefert, der zur rechten Zeit die Frage behandelt, wie man Geld macht.) Mihram ist auch so ein Tausendsassa, der vermutlich noch seine Großmutter in Zahlung gäbe, wenn er nur den Hauch eines Geschäftes witterte. Der dreht Leuten Sachen an, die er ihnen vorher geklaut hat. Naja, zugegeben, das ist keine wirklich türkische Erfindung, aber Mihram versteht sein Handwerk, er kennt sich aus in anatolischer Akkumulation. Der ist mit Wassern gewaschen, da haben bereits seine Väter und Großväter drin gebadet. Als Mihram von einer Ärztin gebeten wird, im Ausland Medikamente zu besorgen, wittert er die einmalige Gelegenheit, eine von seinen irrwitzigen Geschäftsideen, so ganz en passant, gleich mit abzuwickeln. Denn meist ist er knapp bei Kasse, doch hier zahlt das Krankenhaus im voraus und in cash. Mihrams Traum vom eigenen Handy-Laden wäre damit durchaus zu finanzieren. Und er müsste sich kein Geld beim lokalen Mafia-Wucherer borgen. Als ein ehrlicher Gauner hat man schließlich auch so etwas wie Ehre im Leib. Doch diese feinsinnige Geschichte von einem der auszog, das große Geschäft zu machen, will auch nicht die Schwierigkeiten verschweigen, die selbst ein gewieftes Schlitzohr wie Mihram ereilen können, wenn er sich nicht mehr auf dem heimischen Basar bewegt. Sondern wenn er lernen muss, wie globale Märkte funktionieren, ferner warum es die Mafia überhaupt gibt und vor allem, dass das lukrativste Geschäft nicht immer auch das gesündeste ist. Er wäre besser zu Hause geblieben. Aber nun muss er schauen, wie er mit heiler Haut und erhobenen Hauptes wieder davonkommt. Und vielleicht lässt sich ja noch was dabei mitnehmen…