Der seltsame Fall des Benjamin Button

Drama/Fantasy, USA 2008, 166 min

Schade, murmelte einst Mark Twain, im Leben käme das Beste nie zum Schluss, sondern immer am Anfang. Mit diesem Seufzer lieferte er die Idee für eine faszinierende Fabel. Für die unglaubliche Geschichte des Benjamin Button, bei dem der Sand in die Uhr zurück zu rieseln scheint. Benjamin, unter seltsamen Umständen Ende des ersten Weltkrieges geboren, wird mit jedem Tag seines Lebens jünger. Das klingt famos, ist aber auch schwer zu fassen, wenn sich ein Achtzigjähriger voll sabbert, laufen lernt und nicht vom Topf hochkommt wegen der Arthritis. Immerhin hat er es als Schulkind geschafft, seinen Rollstuhl zu verlassen und geht am Stock. So kann er der Liebe seines Lebens, der anmutigen Daisy Fuller, wenigstens auf Augenhöhe begegnen. Sie ist gerade zehn und er schaut aus wie Mitte siebzig. Doch der Sand nimmt weiter ab, Benjamins Rücken strafft sich und bald braucht er keine Brille mehr, seine Haut wird glatt. Der „junge Mann“ hat gerade seine ersten amourösen Abenteuer mit einer britischen Dame hinter sich gebracht, die ganz offensichtlich auf ältere Herren steht, als er Daisy Fuller zum zweiten Mal begegnet. Diesmal wird es spannend für die Beiden, denn die grauen Schläfen stehen dem nicht mehr ganz fünfzigjährigen Brad Pitt ausnehmend gut und bringen die junge Cate Blanchett in arge Schwierigkeiten. Sie ist inzwischen eine viel versprechende Ballerina und ähnelt jetzt auch viel mehr jener jungen Dame aus F. Scott Fitzgeralds Kurzgeschichte von 1922, wo es hieß, sie fühle sich mehr zu erfahreneren Männern hingezogen, weil die jungen Kerle doch nur Flausen im Kopfe hätten. Eine bezaubernde Liebesgeschichte. Für einen kurzen, fast golden schimmernden Moment, treffen sich zwei Menschen in der gemeinsamen Mitte ihres Lebens. Bevor sie sich wieder voneinander entfernen. Unaufhörlich und unglaublich. Wer will, mag sich ja vertiefen in all die technischen Spielereien, mit Hilfe derer es möglich wurde, eine solch verrückte Fantasie nach nunmehr fast neunzig Jahren aus dem Buch auf die Leinwand zu transformieren. Doch viel amüsanter ist es, einfach nur zuzuschauen, wie Brad Pitt auf wundersame Weise immer jünger wird.
W. Larsen
alpa kino