Man on Wire

Doku-Drama, Großbritannien/USA 2008, 94 min

Mit »Man On Wire« kommt ein Dokumentarfilm der besonderen Art ins Kino. Er hat alles an sich, was eigentlich antidokumentarisch ist: nachgestellte Sequenzen, dramatisierende Musik und eine vom Kino entlehnte Dramaturgie. All das verwebt Regisseur James Marsh mit Interviews und Originalaufnahmen so geschickt, dass ein humorvoller und zugleich spannender Dokumentarfilm-Krimi entstand, der trotz aller Brüche keineswegs undokumentarisch ist.
Erzählt wird die Geschichte eines unglaublichen Coups: Der französische Akrobat Philippe Petit spannt in der Nacht zum 7. August 1974 in einer heimlichen Aktion ein 60 Meter langes Drahtseil zwischen den beiden Türmen des World Trade Centers. Am nächsten Tag balanciert er auf demselben eine Dreiviertelstunde in mehr als 400 Metern Höhe. Marshs Film erzählt hauptsächlich von der Planung des Coups, der als das künstlerische Verbrechen des 20. Jahrhunderts gilt. Es ist schlicht unglaublich, wie Petit auf dem Seil zwischen den Zwillingstürmen des Word Trade Centers balanciert - und unfassbar spannend, wie er es geschafft hat, mit seinen Kameraden das Seil dort zu befestigen. Super-8-Aufnahmen und Fotografien zeigen Philippe Petit und seine Kameraden bei der genauen Planung der wagemutig-verrückten Aktion. Das Herzstück des Films ist jedoch die Nachtstellung des Coups in Schwarz-Weiß-Aufnahmen.
»Man on Wire« ist ein Film über einen verrückten Traum und das Portait eines außergewöhnlichen Mannes. Offener Mund und staunender Blick sind garantiert.