Buffalo 66

Drama, USA 1997, 112 min

Es ist kalt, und wer jetzt noch kein Haus hat, baut sich keines mehr. Billy Brown wird an einem kalten Wintermorgen aus dem Knast entlassen. Wie er da hinein kam, liegt wohl auf der Hand. Billy Brown ist Vincent Gallo. Ganz sicher hatte irgendein Typ versucht, sein Gesicht anzufassen, oder die Haare. Kurzum, jetzt ist er draußen, alles klar? Ein Blick in Billys Augen verrät Unsicherheit. Soll er lachen oder besser heulen. Das Gefängnis war beheizt. Doch es gibt Schlimmeres. Billy muss dringend pissen, und er muss seine Eltern besuchen. Sie wissen nichts von seiner Vergangenheit. Im Gegenteil; Billy hatte ihnen in seinen Briefen aus dem Knast jahrelang eine heile Welt vorgegaukelt. Mit einer eigenen Frau, einem eigenen Haus und einem guten Job. Bei der Regierung. Billy ist genausowenig in der Lage, einfach in den Schnee zu pinkeln, wie er es nicht schafft, einen Bogen ums elterliche Haus zu machen. Das ist der zentrale Punkt in seinem Leben. Vincent Gallo benutzte dazu das Haus seiner Eltern und macht es zum Zentrum des Films. Bis dahin spannt er den Bogen. Ab da lässt er den Pfeil fliegen. Alles klar?
Über Vincent Gallo, von dem Idee, Drehbuch, Musik und Regie stammen, weiß die Welt nur sehr wenig. Manche glauben den Preis seines Samens zu kennen, doch fest steht nur, dass er unberührbar ist und dass ihm die Vision von einem „Zuhause“ Magenkrämpfe bereitet. Beides lässt er in seine Rolle einfließen. Auf der Suche nach einer Toilette kidnappt er kurzerhand die Tänzerin Layla (Chistina Ricci) aus einem benachbarten Ballettstudio und zwingt sie, die Rolle seiner Frau Wendy zu spielen. Alles klar?Layla weiß über Billy überhaupt nichts, und sie findet es nicht weiter schlimm so zu tun, als sei sie die Frau eines CIA-Agenten, der in roten Stiefeln, Jeans und Lederjacke durchs Land zieht. Doch je länger sie mit ihm zusammen ist, desto deutlicher erkennt Layla, mit wem sie es zu tun hat. Gallo’s Billy braucht weitaus mehr Geborgenheit als eine Lederjacke und einen Schutzpanzer aus Lügen, der zurückreicht bis in Billys Kindheit. Um genau zu sein bis zu dessen Geburt. Kleiner Tip noch: Geht pinkeln, bevor der Film beginnt.
alpa kino

Regie: Vincent Gallo

Darsteller: Vincent Gallo, Christina Ricci, Anjelica Huston, Rosanna Arquette, Ben Gazzara, Kevin Corrigan, Mickey Rourke

Bundesstart: 26.11.1998

Start in Dresden: 21.01.1999