Time of the Gypsies

Komödie/Drama, Großbritannien/Italien/Jugoslawien 1989, 141 min

Es war einmal vor langer, langer Zeit, als man in Europa gerade begann, das Bild der Roma folkloristisch zu verklären, da verspürte der erfolgreiche Debütant Emir Kusturica den Drang, seinen dritten Kinofilm zu drehen. Nachdem er neun Monate unter Roma verbracht hatte, stand sein Entschluss fest, die westeuropäische Filmwelt noch einmal aus ihren Angeln zu katapultieren. Schwindlig wollte er sie spielen, weinen sollten sie vor Glück, und wenn gar nichts mehr half, wenigstens bass erstaunt sein ob des übersinnlichen Traumtanzes. Hierzu zählte auch der Filmtitel: Ein Haus zum Erhängen. Kusturicas 1985er Goldene Palme begann zu welken, Papa war also nicht mehr länger auf Dienstreise, jetzt begann die Zeit der Zigeuner. Flugs verwandelte sich der junge Davor Dujmovic (1969-1999) in den wundertätigen Zigeunerburschen Perhan. Freudetrunken und auf einem Auge blind taumelt Perhan in die Arme der bezaubernden Azra. Doch aus der versprochenen Hochzeit wird erstmal nichts, denn dazu braucht es Geld, also macht er sich auf ins Ausland. Ganz und gar irdisch wird hier gestohlen und gebettelt. Und doch dient alles nur dem einen Zweck: Es muss eine Hochzeit geben! Koste es was es wolle. Das Leben der Braut, den Kopf des Truthahnes oder die unschuldige Seele von Perhans Sohn, ganz egal der Preis, aber ohne Träume ist das Leben nichts wert. Gott hatte das auch begriffen, doch als er die Zigeuner sah, machte er sich wieder aus dem Staub… Davor Dujmovic erhängte sich zwei Kriege und elf Jahre später in Slowenien und Emir Kusturica hat gerade einen Film über Maradona gedreht.