Watchtower

Drama, Deutschland/Frankreich/Türkei 2012, 100 min

Nihat (Olgun Simsek) sucht die Einsamkeit. In einem unsichtbaren Rucksack schleppt er jeden Tag seine Schuldgefühle über einen Berg. Er versucht in den Wäldern Anatoliens als einsamer Waldbrandwächter den Unfalltod seiner Frau und den seines Kindes zu verarbeiten. Unten im Tal hält er sich nie lange auf; nur um das Nötigste einzukaufen, besucht er die Busstation. Dort trifft er eines Tages die Studentin Seher (Nilay Erdonmez), die als Reisebegleiterin des Busunternehmens ihren Lebensunterhalt verdient. Man merkt es gleich, auch sie befindet sich auf einer selbstauferlegten Flucht. Sie hat die Uni verlassen und haust hier in einer winzigen Bus-Stewardessen-Bude. Ihre Mutter drängt sie immer wieder zurück zu kommen in den Schutz der Familie. Doch ihr Drang nach Ver- statt Geborgenheit wächst zusehends. Seher wurde Gewalt angetan und sie soll der Frucht ihres Leibes nun Fürsorge schenken, während ringsum alle möglichst wegsehen. Die Schande wiegt schwerer als das Verbrechen. Da ist es nur eine Frage der Zeit und des wohlgewählten Zufalles, dass Seher und Nihat sich gemeinsam verkriechen auf seinem Wachturm. Nilay Erdonmez in der Rolle der spröden Seher bestach die Jury des 18. Filmfestival Türkei 2013 in Nürnberg mit ihrer Natürlichkeit und bekam für ihr unaufdringliches aber zutiefst glaubwürdiges Spiel den Preis für die Beste Hauptdarstellerin. Der türkische Komiker Olgun Simsek steht ihr da in keinem noch so kleinen Mienenspiel nach. Auf dem Wachturm angekommen, beginnen die beiden ein meisterhaft subtiles Zweipersonenstück, in dem sie letzten Endes einander unter die Arme greifen werden. Die Ablehnung des eigenen Schicksals kann schließlich nicht ewig dauern.

Buch: Pelin Esmer

Regie: Pelin Esmer

Darsteller: Olgun Simsek, Nilay Erdonmez, Menderes Samancilar Kadir Cermik, Lacin Ceylan, Riza Akin, Mehmet Bozdogan

Kamera: Ozgur Eken

Musik: Marc Nouyrigat, Frédéric Théry

Bundesstart: 17.04.2014

Start in Dresden: 24.04.2014

FSK: ab 12 Jahren