Chaostage
Punk im April - Klappe die Zweite: „Früher fragte ich mich manchmal, warum ich Punk geworden bin. Heute drücke ich einfach eine beliebige Taste auf meiner Fernbedienung.“ Johnny Rotten, Sänger der Sex Pistols
»Chaostage« - und ab dafür! Dass wir Ostdeutschen unsere Ausländerfeindlichkeit quasi auf den Töpfchen der Kindergärten aufgesogen haben, durften wir ja bereits lernen. Doch wie war es im Westen Deutschlands, als der Punkrock auf den Straßen regierte, „Deutschland muss sterben, damit wir leben können“ aus den Boxen schepperte, der Asphalt brannte, sich Spießer ins Höschen pinkelten und Polizei wie Soziologen vor einem Phänomen standen, das sie einfach nicht begreifen konnten?
1996 erschien der gleichnamige Roman des ZAP-Herausgebers Moses A., aus dem die jungen Filmemacher Tarek Ehlail und Matthias Lange einen Film gezaubert haben. »Chaostage« ist schnell, laut, hart - so unberechenbar wie Punk nur sein kann - eine Geschichte, wie sie jederzeit und überall wieder geschehen könnte: Deutschland an einem ganz normalen Wochenende im Sommer. Die Mischung aus Bier, Sonne, Musik und einer saftigen Brise Wut im Bauch ist stimmig, und als sich die Wege von Punks, Skins und Autonomen schließlich kreuzen, explodiert sie…
In einer überaus gelungenen Kombination geben sich in »Chaostage« Zeitzeugenaussagen mit Spielfilmszenen die Klinke in die Hand. Zu Wort kommen neben vielen anderen Punkgrößen Bandmitglieder von „Slime“, „Toxoplasma“, „Hammerhead“, „Kassierer“, „Pöbel und Gesocks“, der Chaos-Mann Karl Nagel und Schauspieler Ben Becker. In den Filmszenen geben sich unter anderem Claude-Oliver Rudolph, Martin Semmelrogge, Ralf Richter, Stipe Erceg, Rolf Zacher und Helge Schneider die Ehre. Und die Textzeilen der Zeit gibt es musikalisch natürlich auch auf die Ohren.
Sehr zur Freude der BLÖD-Zeitung gab’s im Rahmen der Filmpremiere in Hannover übrigens chaotische Zustände während eines Punkkonzertes und auf der anschließenden Premierenfeier in einem Grand Hotel, welches die Party sponserte. Wir gehen an dieser Stelle mal davon aus, dass Ihr nach dem Genuss des Filmes nicht unbedingt die Schauburg in Schutt und Asche legt. Kreativität ist gefragt - damals wie heute!
Stefan Ostertag
Regie: Tarek Ehlail
Darsteller: Ben Becker, Ralf Richter, Martin Semmelrogge, Rolf Zacher, Stipe Erceg, Claude Oliver Rudolph, Christoph Letkowski, Henriette Müller
Bundesstart: 09.04.2009
Start in Dresden: 23.04.2009
FSK: ab 18 Jahren