Der Besucher

Drama, Finnland/Deutschland/Estland/Großbritannien 2007, 105 min

Lange schon war auf einer Leinwand nicht mehr kein Ort, nirgends. Und lange nicht mehr so zeit- und schwerelos, wie in dieser tristen Waldhütte, in welcher der Junge und dessen Mutter ihr tägliches Joch durchs eigene, armselige Dasein schleppen. Zuletzt vielleicht, auch wegen derselben ausgewaschenen Farben, ergaben Bäume, Brunnen und Bett aus Tarkowskis »Der Spiegel« ein solch perfekt ausgewogenes Universum. In sich ruhend und keiner zusätzlichen Gravitation bedürfend. In welchem, noch mehr als Antworten, die gestellten Fragen Unruhe verbreiten und wo das Fehlen eines Vaters, hier sitzt er weit weg in einem Gefängnis, nur indirekt einen Grund zur Sorge ergeben hätte. Nämlich genau dann, wenn unverhofft ein fremder Mann aus dem Regen tritt und Einlass ins Refugium von Mutter und Sohn begehrt. Auffällig einsilbig waren die Finnen immer schon, doch dieses preisgekrönte Erstlingswerk von Jukka-Pekka Valkeapää bedient sich, wie ganz nebenher auch Arvo Pärts entrückter Soundtrack, noch eines viel naheliegenderen Tricks, um dem Betrachter die gebotene Musse einzuräumen. Der Junge ist stumm. Mag auch sein, er hat sich das Sprechen mangels vernünftiger Gründe gar nicht erst angewöhnt. Aber jeder seiner Blicke spricht Bände und durch seine Augen teilt sich die Geschichte wie durch ein Brennglas mit. An den Rändern unscharf und nur ganz bestimmte Dinge zur Dringlichkeit vergrößernd. Die Schussverletzung des Fremden vielleicht, und seine Unverfrorenheit, des Jungen einzigen Freund, ein wildes Pferd, zu Tode zu reiten, oder die Tatsache, dass der Vater nicht ohne Grund hinter Gittern sitzt. Und dass es jenseits des Waldes Menschen gibt, die morden, stehlen und betrügen.