Oscar Niemeyer - Das Leben ist ein Hauch

Dokumentation, Brasilien 2007, 85 min

Es ist nicht bekannt, wie viele Bäume Oscar Niemeyer pflanzte und ob er mehr als das eine Kind zeugen konnte, aber Häuser hat der Mann in den vergangenen 70 Jahren gebaut, die reichen für drei Leben. Angefangen hat Niemeyer 1934 im Büro des brasilianischen Architekten und Stadtplaners Lúcio Costa, wo er das Ministerium für Bildung und Gesundheit in Rio de Janeiro entwarf und auf Anhieb das rechte Händchen bewies. Obendrein traf er dort mit Le Corbusier zusammen, was für einen jungen Architekten soviel bedeutet, wie seiner Fee zu begegnen und drei Wünsche frei zu haben. Niemeyer wusste sofort, dass er sich Stahlbeton wünschte. Diesen jungen, formbaren Stoff, glatt und fest wie der Schenkel einer Frau, aus dem Architektenträume wachsen. Ferner wünschte er sich das Universum menschlicher Behausungen ganz und gar aus solchen Kurven gemacht. Er hasste den rechten Winkel vom ersten Tag seines Studiums an. Man sehe sich nur seine Stadt Brasilia an. Und zum dritten erbat er sich viel Zeit zum Bauen, möglichst hundert Jahre oder mehr. Die Zeit verging. 2007 nun musste er voller Zufriedenheit feststellen, dass die Fee ihm nichts schuldig geblieben ist. Anlässlich seines 100. Geburtstages drehte ein Team diese bildgewaltige Dokumentation über den Mann, der ca. 600 Gebäude entworfen und gebaut hat, der mittlerweile im Olymp der Stararchitekten sitzt und dessen Stift noch immer nicht müde ist. Mit leichter Hand entwirft der Brasilianer Stadtansichten, die dem geschwungenen Leib einer schlafenden Schönen gleichen, lässt UFOs wie federleichte Museen überm Wasser schweben und macht Innenräume obendrein für den Menschen sinnlich erfahrbar. Die wenigsten Architekten können dies alles gleichzeitig. Niemeyer kann noch mehr. Er bringt seine Bewunderer und Kollegen dazu, solche Sätze vor laufender Kamera zu sagen: „Die hügelige Landschaft rund um Rio sei von Gott an dem Tag geschaffen worden, an dem er dachte, er sei Oscar Niemeyer“… Ein göttlicher Film!

Buch: Fabiano Maciel

Regie: Fabiano Maciel

Bundesstart: 14.01.2010

Start in Dresden: 28.01.2010