Giulias Verschwinden

Komödie, Schweiz 2009, 88 min

Nach einem Drehbuch des Schweizer Erfolgsautors Martin Suter (»Lila, Lila«) drehte Christoph Schaub eine herrliche Komödie, die keinesfalls nur für den betroffenen Personenkreis 50+ unterhaltsam sein dürfte. Giulia (Corinna Harfouch) hat 50. Geburtstag. Die Feier ist in einem feinen Restaurant vorgesehen und nach und nach trifft der in ähnlichem oder höherem Alter befindliche Freundeskreis ein. Wer nicht erscheint, ist das Geburtstagskind. Die schlendert, spürbar erschüttert über ihre neue Lebensphase, durch die Stadt und lernt dabei einen weltgewandten Charmeur (Bruno Ganz) kennen. Beide philosophieren über Gott, die Welt und vor allen Dingen über die Liebe. So bleibt den Geburtstagsgästen nichts weiter übrig, sich die Wartezeit mit ähnlichen Gesprächen zu vertreiben, in die auch andere Gäste des Restaurants einbezogen werden. Mit steigendem Alkoholgenuss entwickelt sich ein witziger und selbstironischer Schlagabtausch, der die Gemütszustände aller Altersgruppen beleuchtet und eines jeden Sehnsucht nach der ewigen Jugend auf die Schippe nimmt. Ein herrliches Kammerspiel mit Humor auf hohem Niveau und sehr viel Lebensweisheit, getragen von einem großartigen Schauspielerensemble. Dass sich Harfouch und Ganz ein paar Jahre jünger schwindeln, als sie es wirklich sind, kann man ihnen verzeihen, die größte Leistung in dieser Hinsicht bringt Christine Schorn, die sich 15 Jahre älter geben muss, als sie ist. Nicht zu verzeihen ist die im Presseheft zu lesende Information über Corinna Harfouch, dass sie dem deutschsprachigen Publikum durch den Spielfilm »Vera Brühne« (2001) bekannt wurde. Typische Ignoranz von Leuten, die auch nach 20 Jahren noch nicht begriffen haben, dass nicht nur in Frankfurt am Main, sondern auch in Frankfurt an der Oder deutsch gesprochen wurde und die von »Treffen in Travers« (DDR 1988) noch nie etwas gehört haben.