Crazy Heart
Alles schon mal gesehen. Suffke bzw. Musiker oder gleich alles Beides hat mit Hilfe von Alkohol seine Karriere und sein Leben ins Aus manövriert. Das gucken wir uns dann ’ne Weile an, bis plötzlich eine Prinzessin auftaucht und den Protagonisten zumindest und wenigstens dazu bringt, über sein Leben nachzudenken. »Grazy Heart« bedient zwar genau diesen Strang, aber, und das ist sehr wichtig, mit Jeff Bridges in der Hautrolle. Das ist dann schon etwas anderes! Heißt, der Dude ist back. Heißt aber nicht, dass »Grazy Heart« die Fortsetzung von »Big Lebowski« ist. Bridges gibt den abgehalfterten 57-jährigen Countrystar „Bad Blake“, der seine besten Tage hinter sich hat und in ebenso abgefuckten Bars und Clubs seine alten Hits meist volltrunken runternuschelt, seinen Tag schön gepflegt mit Bier, Zigarette und Whiskey beginnt und Abends auch schon mal in den Armen eines Groupies in Pensionsreife endet. Bei allem Elend, welches auch zuweilen unser Mitleid erwachen lässt, schwingt aber immer noch eine gewisse Amüsiertheit, ein verschmitztes Augenzwinkern, ein paar Fünkchen Lebensfreude mit hindurch, welche verhindern, dass unsere Laune als Zuschauer eine Vergällung erfährt. Irgendwann kommt dann die Prinzessin und scheinbare Erlöserin in Gestalt der rund 20 Jahre jüngeren Journalistin und alleinerziehenden Mutter Jean Craddock (Maggie Gyllenhaal), die in Blake noch etwas anders und vor allem mehr sieht als nur die traurige Gestalt eines abgewohnten Countrysängers. Jean weiß natürlich, dass sie mit dem vierfach Geschiedenen schnell ins Verderben rennen kann. Doch auch in Blake erwachen wieder Gefühle, für die es sich lohnen könnte, den Weg zurück zu finden.
Absolut großartige Jeff Bridges One-Man-Show, der mit einer faszinierenden Leichtigkeit die Rolle zum Leben erweckt, dass man fast zu glauben meint, Jeff Bridges wäre Bad Blake. Einziger aber auch nur hauchfeiner Wermutstropfen für mich ist die etwas mainstreamige Musik, die etwas an eine Mischung aus Truck Stop und Bruce Springsteen erinnert. Aber draufgesch… äh Sie wissen schon.
Ray van Zeschau (ehemaliger Cowboy und Countrybewohner)
Buch: Scott Cooper nach einem Roman von Thomas Cobb
Regie: Scott Cooper
Darsteller: Jeff Bridges, James Keane, Anna Felix, Paul Herman, Tom Bower, Ryan Bingham, Beth Grant, Rick Dial
Kamera: Barry Markowitz
Musik: T-Bone Burnett
Produktion: Butcher’s Run Films, Informant Media, Scott Cooper, T-Bone Burnett, Judy Cairo, Rob Carliner, Eric Brenner, Jeff Bridges, Michael A. Simpson
Bundesstart: 04.03.2010
Start in Dresden: 04.03.2010
FSK: ab 6 Jahren