A Single Man

Drama, USA 2009, 101 min

Im Herbst 1962 ist Los Angeles zu Tode erschrocken, aber eher noch von Hitchcocks »Psycho«, als vor der aufkommenden Kubakrise. Halbherzig bereitet sich Uni-Professor George Falconer auf seinen Selbstmord vor, während ihn die Kamera einen Tag lang über den Campus und durch sein übrig gebliebenes Leben begleitet. Übrig geblieben sind für den 45-jährigen Mann trotz eines angesehenen Lehrstuhles für Englisch und sorgfältig gesteifter Hemden, trotz vortrefflich ausgesuchter Anzüge und weitsichtig angelegter Altersvorsorge nur noch die rauchenden Trümmer seines bisherigen Lebens. George Falconer, der sich in aller Öffentlichkeit stets sehr gewandt in den Gefilden der kalifornischen Gesellschaft zu bewegen wusste, fällt seit dem Tod seines besten Freundes und heimlichen Geliebten Jim ins Bodenlose. Unentwegt tastet sein Blick die Oberfläche der Dinge ab, suchen seine Augen einen festen Punkt und gänzlich abwesend lauscht er dem Klang seiner eigenen Stimme nach. Wie hungrige Wölfe umkreisen ihn die Erinnerungen an seine verlorene Liebe. Diese Liebe zu verheimlichen war bereits schwer genug, doch nun, da sein Herz zerbrochen ist und die Einzelteile zu Boden fallen, muss er vor der Welt auch noch seinen Schmerz verbergen. Den bis zum Bersten unglücklichen Professor gibt ein gereifter Colin Firth und erntet damit eine der fünf aktuellen OSCAR Nominierungen für die beste Hauptrolle, wurde allerdings von Jeff Bridges (»Crazy Heart«) übertrumpft.
Dass ausgerechnet Spielfilmdebütant Tom Ford, der frühere Gucci-Designer, diese namentlich erste bedeutende Erzählung der modernen Schwulenbewegung aus der Feder von Christopher Isherwood verfilmt hat, verleiht dem Film eine irritierende, aufregende Mixtur: eine leicht angestaubte Seelenlandschaft erstrahlt dank raffinierter Fotografie in neuem Glanz.
alpa kino