Straßenkontrolle

Historienfilm, UdSSR 1971, 98 min

Basierend auf dem 1990 erschienen autobiographischen Roman „A Soldier’s Daughter Never Cries“ (ugf.:Indianer weinen nicht) von Kylie Jones beleuchtet der Film in drei Kapiteln den Alltag einer Familie in den 60er- und 70er Jahren und damit die Wandlung der Wertevorstellung in der zweiten Hälfte unseres Jahrhunderts, und zwischen europäischer und US-amerikanischer Kultur, traditionellen und moderneren Lebensmustern.
Der amerikanische Schriftsteller Bill Willis (Kris Kristofferson) und seine Frau Marcella (Barbara Hershey) nehmen in Paris den sieben Jahre alten Benoît (Samuel Gruen) bei sich auf. Ihre gleichaltrige Tochter Channe (Luisa Conlon) ist zunächst gar nicht begeistert. Marcella überhäuft den Jungen mit Zuneigung, der selbst allerdings ist skeptisch. Doch das legt sich als Channe ihre Eifersucht überwindet. Benoît gehört endgültig zur Familie, als er beschließt, sich fortan Billy nennen zu lassen. Die Idylle scheint perfekt, als Benoîts Mutter die Adoptionsunterlagen unterschreibt. Dabei gibt sie Marcella und Bill das Tagebuch, dass sie während der Schwangerschaft, als fünfzehnjährige geschrieben hatte. Sie möchte, dass er es liest sollte er jemals nach ihr fragen.
Inzwischen, im zweiten Kapitel, sind die Kinder vierzehn Jahre alt (Leelee Sobieski/Jesse Bradford). Auf Channes Bemerkung, er führe sich wie ein Mädchen auf, antwortet der androgyne Junge, er benähme sich wie niemand sonst, ausschließlich wie er selbst. Marcella hat eine Fehlgeburt. Vor allen Billy reagiert schockiert. Er fühlt sich schuldig, da er glaubt er habe dem Baby den Platz weggenommen. Doch alle reden ihm den Unsinn aus. Ihren ersten Erfolg als Autorin feiert Channe mit einem Aufsatz, in dessem Mittelpunkt Billys ambivalentes Verhältnis zu ihrem Freund Francis Fortescue (Anthony Roth Costanzo) steht. Billy findet das gar nicht lustig, aber der Vater zeigt seine Freude über den Erfolg und denkt ernsthaft darüber nach, wieder in die USA zu übersiedeln. Channes Freundschaft zerbricht, als ihr Francis seine Liebe gesteht.
Zurück in Amerika weiß Bill Willis wie schwer es für alle ist. Er gibt zu, auch aus Eigennutz gehandelt zu haben. Hier, wo seine Wurzeln sind, will er sein neues Buch beenden, hier will er einmal sterben. Ein Herzinfarkt macht deutlich, dass er tatsächlich gefährdet ist. Den Kindern fällt die Eingewöhnung in die neue Heimat schwer. Billy zieht sich in ein Schneckenhaus zurück. Channe taumelt von einem Liebesabenteuer in das nächste. Marcella greift aus Angst um den geliebten Mann, immer häufiger zum Alkohol. Noch vom Krankenbett aus diktiert er seinen neuen Roman. Channe hilft ihm als Sekretärin. Billy kommt mit sich und der Welt nach wie vor nicht klar. Der Vater hofft, dass er über das Tagebuch seiner Mutter wieder zu sich findet und bittet Channe, dem Bruder die Aufzeichnungen im geeigneten Moment zu übergeben, sollte er es selbst nicht mehr können. Channe hat in Keith (Harley Cross) den ersten ernstzunehmenden Liebhaber gefunden und will mit ihm Sylvester feiern, sie lässt auch dann nicht davon ab, als Marcella ihr klar macht, dass dies der letzte Jahreswechsel für den Vater sein könnte…
Die Süddeutsche Zeitung schreibt zu diesem Film: „Wenn es so etwas wie Qualitätskino gibt, das stolz mit seinen handwerklichen Qualitäten umgeht, einen gewissen Anspruch verfolgt, aber jede Radikalität scheut, dann ist der Amerikaner James Ivory sein sympathischster Vertreter.“

Buch: Jeduard Wolodarski

Regie: Alexej German

Darsteller: Rolan Bykow, Wladimir Samanski, Anatoli Solonizin, Oleg Borissow, Anda Saize, Fjodor Odinokow

Musik: Isaac Schwarz

Bundesstart: 01.06.1989

Start in Dresden: