Gainsbourg - Der Mann, der die Frauen liebte

Drama, Frankreich/USA 2010, 122 min

Wo gibt es das sonst? Wenn nicht im französischen Kino? Dass man sich 130 Minuten lang suhlen darf. In zerknüllten Laken, obszön, auf regennassen Straßen, leichtsinnig, die Frauen verschlingend, unersättlich und mit ihnen gemeinsam singend, zärtlich…, dass man säuft, um übers Saufen, weint, um übers Weinen und vögelt, um auch darüber ein Lied zu machen…, dass man sich wälzt im Schoß einer Frau, flankiert von Geldscheinen und Erbrochenem…, und dass man zu all dem raucht, was die Lungenflügel hergeben, Gitanes ohne Filter, die Blauen. Das Leben von Serge Gainsbourg zu verfilmen, mon dieu, wieso kam die berühmteste Fresse Frankreichs denn erst jetzt auf die Leinwand? Er lebte sein Leben wie im Film. Darf man das sagen? Gainsbourg raucht mit sieben, spielt Bach mit acht und hat seinen ersten Sex nur unwesentlich später. Den ersten Hit landet er erst 1959, im Alter von 30 Jahren, da lässt er sich gerade scheiden, war sieben Jahre verheiratet, Boris Vian nimmt ihm die Farben und Pinsel weg und schickt ihn in die Pariser Nachtclubs, Klavier zu spielen, zu rauchen, sich volllaufen zu lassen und sich mit Frauen auszustatten. Der deutsche Filmtitel verrät es ja schon lauthals, Gainsbourg hatte sie alle; Juliette Greco, France Gall, Brigitte Bardot, Marianne Faithful, und neben Jane Birkin, seiner dritten Ehefrau, haben sicher noch viele andere Damen mit Gainsbourg gestöhnt. Je t'aime…, wer weiß schon, mit wem, außer Bardot und Birkin, er sein berühmtesten Song noch aufgenommen hat. Jedenfalls standen sie Schlange, nachdem er erst mal bekannt war und er ließ sie ein, einzeln oder in Gruppen. Glaubt man Joann Sfar, dem Schöpfer dieses Filmes, der auch einen 500-seitigen Comic über Die Fresse - La gueule - Gainsbourg verfasst hat, wäre sein Leben abrupt geendet, hätte man ihm eine seiner substanziellen Essenzen weggenommen. Wein, Weib und Gesang, und eine Handvoll Gitanes. Leben wie Gott in Frankreich.