Roller Girl

Komödie/Drama, USA 2009, 110 min

Wer weiß schon, in welchem Zivilisationsloch dieses texanische Kaff liegt? Wenn wir mal hinnehmen, dass dort jugendliche Subkulturen unbekannt, moderne Medien zur Information über selbige nicht vorhanden und auch ansonsten alles recht konventionell-beschaulich zugeht, dann ist »Roller Girl« ein ziemlich unterhaltsamer Film. Die junge Bliss (Ellen Page aus »Juno«) hasst die Ödnis und Provinzialität ihrer Kleinstadt und ihres eigenen Lebens. Wenn es nach ihrer Mutter ginge, würde sie Karriere bei Schönheitswettbewerben machen. Das Erweckungserlebnis der eher punkigen Art hat Bliss in einem Laden in Austin, als drei Frauen auf Rollschuhen rein rollen und Flyer für ein Rollerderby auslegen. Bliss geht hin - und wird sofort ein Rollergirl. Dazu muss sie einiges auf sich nehmen: ein falsches Alter angeben (unter 21 nur mit Erlaubnis der Eltern), heimlich zum Training nach Austin fahren und sich in ihrem Team beweisen, was mit vielen Stürzen und Schrammen verbunden ist. Das ist auch schon die Metapher für Bliss' Entwicklung: Sie hat zwar bald Erfolge als „Babe Ruthless“ und verliebt sich in einen Musiker, doch der große Krach mit den Eltern kommt natürlich und die neue Leidenschaft auf Rollen ist in Gefahr. Eine schikanöse Kollegin (Juliette Lewis) sorgt außerdem dafür, dass ihr Altersschwindel auffliegt. Auch die Darstellerinnen der anderen Rollergirls haben große Namen, unter anderem sind das Zoe Bell, Kristen Wiig und Drew Barrymore, letztere führt hier erstmalig Regie. Sie macht das ziemlich gut, das Tempo der Derbys und die Dynamik dieser unkonventionellen Frauentruppe auf Rollschuhen überträgt sich ausgezeichnet. Auch wenn der Schockmoment - wow, krasse Frauen, die Tattoos haben, einen wilden Sport treiben und voller Stolz ihre Blessuren vorführen - eher an die Fünfzigerjahre erinnert. Aber da sieht mans eben: So provinziell geht’s in texanischen Kleinstädten zu.
Petra Wille