Somewhere

Wenn man schon nicht recht weiß, was man anfangen soll mit seinem hoffnungslos unsinnigen Leben, dann geraten die Dinge sicher vollends außer Kontrolle, falls die Ex-Frau plötzlich auftaucht und Arme rudernd erklärt, sie brauche dringend Zeit für sich selbst. Und so schaut Johnny Marco auch ziemlich bedeppert drein nach der sich anschließenden Eröffnung seiner Ex, dass sie deshalb die 11-jährige gemeinsame Tochter Cleo nun in seiner Obhut belasse, bis… ja, bis Johnny, der verhätschelte Leinwandstar mit leichtem Hang zum arroganten Arschloch, entweder vollends wahnsinnig oder endlich wieder halbwegs normal geworden ist. Wenn man es sich recht überlegt, ist das eine sehr schöne Ausgangssituation für eine, und selbstverständlich wird sie das, eine sehr berührende Vater-Tochter-Beziehungskiste. Für Papa Johnnys Läuterung stehen nämlich genau drei Dinge; erstens der Goldene Löwe von Venedig 2010 für diesen neuen Film von -zweitens- Sofia Coppola und -drittens- die landläufige Erfahrung mit solcherart Geschichten. Obwohl die Einleitung nicht viel Gutes ahnen lässt, wenn Johnny sinnlos Kreise mit seinem Ferrari dreht, bevor er gelangweilt vom Auto wieder zurück in seine King Size Kuschel Höhle krabbelt. Er bewohnt eine Art Präsidentensuite im Hotel Chateau Marmont in L.A., wo er je nach Laune die nette Gesellschaft von mehreren Callgirls genießt. Wer nun glaubt, dass die halbwüchsige Tochter ihrem Vater scharfzüngig die Leviten liest, der irrt gewaltig. Sie schimpft ihn weder der Vielweiberei, noch des Saufens oder sonstiger Verfehlungen. Solange er sie pünktlich zu all ihren Reitstunden, Eislauflektionen oder Schulaufführungen bringt, ist die bezaubernde Cleo gern bereit, sich Papas neuste, geistlose Filme anzuschauen, ihn bei sinnlosen Empfängen zu begleiten und ihn hier und da zu entschuldigen, für seine Unachtsamkeit, wenn er sich mal wieder nicht an eines seiner früheren Betthäschen erinnert. Und doch schafft es dieser Mann mit der Zeit durch die alleinige Gesellschaft seiner Tochter, seinen trübe gewordenen Blick wieder zu schärfen.