Picco

Drama, Deutschland 2009, 109 min

Er verliert seine Freiheit, seinen Namen und zuletzt seine Menschlichkeit. Dass im Jugendgefängnis strenge Hierarchien herrschen, lernt Kevin (Constantin von Jascheroff) schnell, als er sich als Neuling, als „Picco“, in einer Viererzelle eingewöhnen muss. In diesem Mikrokosmos leben unausgelastete, gewalttätige und sexuell frustrierte junge Männer auf engstem Raum zusammen und gehen einem monotonen Alltag nach. In endloser Langeweile, Gesprächen mit einer überforderten Psychologin und Machtproben untereinander steigern sich Angst und Aggression, bis der Leidensdruck ein Ventil findet. Zunächst ist Kevin noch eine moralische Instanz, die sich lautstark über die Missstände im Gefängnis empört, doch bald geht auch er den Weg des geringsten Widerstandes…
Philip Kochs Abschlussfilm an der HFF München ist hart, beklemmend - und überaus mutig! Seine brillante Jungdarstellerriege (Martin Kiefer, Joel Basman, Frederik Lau) spielt in der 16 Quadratmeter-Laborsituation mit einer atemberaubenden Intensität. Basierend auf einem authentischen Fall in der JVA Siegburg, wirft Koch einen kompromisslosen Blick auf den Jugendstrafvollzug. Anhand seiner Hauptfigur demonstriert er die langsame Verrohung und institutionelle Verwahrlosung in einem System, das den darin (Über)Lebenden die letzte Chance auf Sozialisation nimmt und sie für immer zu Tätern macht. Hier wird nicht erzogen oder geholfen, sondern nur noch Mangel verwaltet.