Klitschko
Liebe Boxfreunde, ich bin nicht wirklich einer von Euch, aber ab und an tauchen ja im Sport Persönlichkeiten auf, die einen dann doch an den Bildschirm fesseln. Meine erste Faszination waren Ende der 60er das Miniröckchen und der Knackarsch Gaby Seyferts. Das hat jetzt nix mit Boxen zu tun und vermutlich auch nur vorpubertäre Gründe. Ansonsten war Boxen in der DDR so ziemlicher Schnulli, da es erstens nur Amateurkämpfe von läppischen drei Runden gab und zweitens Namen wie Jürgen Fanghänel nicht gerade einen glamourösen Klang aufwiesen und eher an einen Rotzer aus der 8c erinnerten. Das änderte sich mit dem Auftauchen des Kubaners Teófilo Stevenson, der zwar auch nur Amateur boxte, aber im Ring eine großartige Figur machte. Danach kam bis Henry Maske und Axel Schulz erstmal nichts. Henry Maske machte zwar auch eine gute Figur, aber spektakulär waren seine Kämpfe nicht wirklich. Mit Axel Schulz hatte man, glaub ich, mehr Mitleid als Begeisterung. Das alles änderte sich schlagartig mit dem Auftauchen der Klitschkobrüder. Der Familienname war offensichtlich Programm und beide agierten lässig, aber mit beeindruckend dominierender Körperhaltung. Aus ihrem Munde kamen keine Kommentare im brandenburgischen NVA-Duktus oder Vorberliner Kumpelmodus. Vitali und Wladimir hatten ein bisschen mehr auf Tasche, als nur dem Gegner eine ordentlich einzuklinken, denn beide hatten die unsichtbare Kraft der zwei Herzen.
Nun hat Regisseur Sebastian Dehnhardt einen ebenso beeindruckenden Dokumentarfilm auf die Leinwand gebracht, der sich auf die sehr gelungene Spurensuche des Lebensweges des erfolgreichsten boxenden Brüderpaares begibt. Beginnend über ihre sozialistische Kindheit in der Sowjetunion, ihren Weg über die Tschechoslowakei, wo ihr Vater als Offizier der Roten Armee stationiert war, bis zu ihren Anfängen im wiedervereinigten Deutschland und dem damit verbundenen Wechsel eines Staatssystems und ihrem unaufhaltsamen Aufstieg auf den Olymp des Boxsportes. Vielleicht hat auch gerade nur dieser Lebenslauf eine solche Karriere erst möglich gemacht, denn die Klitschkos boxen eben nicht, weil sie keinen anderen Weg aus irgendeinem Ghetto sahen. Vitali und Wladimir boxen, weil es ihnen in erster Linie Freude bereitet, und siegen, weil sie Brüder in Blut und Geiste sind! Tolle Doku, die nicht nur etwas für Klitschkofans und Freunde des Boxsportes sein wird. Ready to rumble!
Ray van Zeschau (Boxen: Note 2, 1979)
Ray van Zeschau
Buch: Sebastian Dehnhardt
Regie: Sebastian Dehnhardt
Kamera: Johannes Imdahl
Musik: Stefan Ziethen
Produktion: BroadviewTV
Bundesstart: 16.06.2011
Start in Dresden: 16.06.2011
FSK: ab 12 Jahren