Aufstieg

Drama, UdSSR 1977, 110 min

Lange vor Perestroika und Glasnost wagte die Regisseurin die Symbiose zwischen kommunistischem Pathos und biblischem Mythos. Zweiter Weltkrieg 1942: Zwei Partisanen geraten in deutsche Gefangenschaft und werden vor die Entscheidung gestellt, mit dem Feind zu kollaborieren oder zu sterben. Allein die Tatsache, dass erstmals in einem sowjetischen Film die Unterstützung der Deutschen durch zahlreiche Russen Erwähnung fand, war damals eine Offenbarung. Für Folter und Hinrichtung mussten sich nicht immer die Eroberer die Hände schmutzig machen. Mehr noch aber beeindruckt der Film durch seine Symbolik und optische Gestaltung. Handlungsablauf und Bildgestaltung ziehen Parallelen zur Passionsgeschichte. Großartige Schauspieler tragen ein Übriges zur starken emotionalen Wirkung des Films bei. So spielt Anatoli Solonizyn (»Andrej Rubljow«) einen Untersuchungsrichter, der dem Fiesling Christoph Waltz aus »Inglourius Bastards« keineswegs nachsteht. Der bekannte Komponist Alfred Schnittke verhalf dem Werk zu einer suggestiven musikalischen Wirkung. Nach meinen 10 besten Filmen aller Zeiten befragt, zählt »Aufstieg« unbedingt dazu. Leider wurde er in Deutschland viel zu wenig beachtet. In der DDR hatte in den 70er Jahren kein Mensch mehr Bedarf an sowjetischen Partisanenfilmen und in der BRD fand er trotz Empfehlung der evangelischen Filmkritik keinen Kinoverleih. Ein verkanntes Kunstwerk also, das wahre Cineasten unbedingt gesehen haben sollten.