Europa

Drama, Dänemark/Schweden/BRD/Frankreich 1990, 112 min

»Europa« ist der dritte Film von Lars von Triers Europa-Trilogie, die der Regisseur bereits bei den Planungen des ersten Teils »The Element of Crime« (1984) ankündigte und mit dem zweiten Teil »Epidemic« (1987) fortsetzte. So offensichtlich wie in »Europa« versucht Lars von Trier in keinem seiner anderen Filme, den Zuschauer zu hypnotisieren. In der ersten Einstellung ersetzt eine starr über eine nächtliche Eisenbahnschiene fahrende Kamera das schwingende Bändel, während Max von Sydow als Erzähler aus dem Off langsam und bestimmt bis zehn zählt und den Kinozuschauer in Hypnose versetzt: „You are in Europa“.
Unter Hypnose erzählt von Trier dem Zuschauer die Geschichte des jungen amerikanischen Idealisten Leo Kessler (gespielt von Jean-Marc Barr), der sich 1945 nach Deutschland begibt, um dem zerstörten Heimatland seines Vaters in der Not zu helfen. Kurz nach seiner Ankunft besorgt sein Onkel ihm einen Job bei der Zentropa Eisenbahngesellschaft, wodurch sich Leos Leben fortan nahezu ausschließlich in Zugwagons abspielt. Mit ihnen bereist er das ruinierte Nachkriegsdeutschland und verliebt sich in Katharina, die Tochter des Zentropa-Chefs (gespielt von Barbara Sukowa). Auf der Reise verstrickt er sich immer tiefer in ein gefährliches und undurchschaubares Netz aus Alliierten und unbeirrt weiterkämpfenden Alt-Nazis (die „Werwölfe“), und wird am Ende von beiden Seiten doch nur benutzt.
Mit einem großen Budget im Rücken wurde »Europa« zu Lars von Triers erstem Film, der auch international ein breites Publikum erreichte. Wie bereits für »The Element of Crime« wurde er für die vom Bild bestimmte Inszenierung und Montagetechnik in Cannes mit einem Technikpreis ausgezeichnet.