Die Höhle der vergessenen Träume

Dokumentation, USA/Frankreich 2010, 95 min

Werner Herzog mit einem außergewöhnlichen und interessanten Filmexperiment: Als erster Filmemacher durfte er in der 1994 entdeckten Chauvet-Höhle, der „Sixtinischen Kapelle der Steinzeit“ im Süden Frankreichs drehen. Die Kamera schwelgt in den fantastischen Bildnissen von Pferden, Löwen, Nashörnern und Mammuts. Die Dreharbeiten fanden im Frühjahr 2010 statt - in 3D, um die Kunstwerke in ihrer konturenreichen Pracht einzufangen. Dafür lies sich Werner Herzog von der Französischen Regierung für ein symbolisches Gehalt von einem Euro anstellen.
Herzog lotet die Möglichkeiten der 3D-Technologie aus und entführt uns über 30.000 Jahre in der Zeit zurück. Ein faszinierender Trip in die Ursprünge unserer Zivilisation, die nach wie vor mehr Rätsel auf- als preisgibt.
Neben der eigentlichen Attraktion, den berühmten und erstmalig gefilmten Wandbildern, sind zahlreiche Interviews mit Archäologen zu sehen. Herzog versucht mit deren Hilfe die Lebensbedingungen zur Zeit der Entstehung der Wandbilder zu rekonstruieren. Dabei geht es um Musik, Natur, Kulthandlungen, Ernährung und Waffen, aber auch die Grundlagen des damaligen Denkens. Denn vermutlich waren die Höhlen für rituelle Zwecke genutzt worden.
In jedem Moment spürt man die Faszination, die diese Höhlen und der Hauch unserer Vorzeit auf Herzog ausüben. Was für ein Thema für diesen Filmemacher - der Mythos greifbar, das Archaische sichtbar.
Herzog sagt zum Thema Deutung der Höhlen: „Sie tauchen hier in Träume ein, die festgefrorenen Träume einer tiefen Vergangenheit, die wir nicht voll begreifen können. Wir können nur spekulieren. Aber wir wissen gleichzeitig, dass dies auch wir sind. Wir sehen hier eine Möglichkeit des Menschseins, die wir in uns tragen.“
Inwieweit das noch nie da gewesene 3D-Kinoerlebnis den Zuschauer ergreift und nachhaltig beeindruckt, werden wir sehen. Man darf gespannt sein.
ak

Buch: Werner Herzog

Regie: Werner Herzog

Kamera: Peter Zeitlinger

Sprecher: Werner Herzog

Musik: Ernst Reijseger

Produktion: Creative Differences, Arte France, Erik Nelson, Adrienne Ciuffo

Bundesstart: 03.11.2011

Start in Dresden: 03.11.2011

FSK: ab 6 Jahren