Und dann der Regen - Tambien la lluvia

Drama, Spanien/Frankreich/Mexiko 2010, 102 min

Immer mal heißt es, dass in Zukunft die Gefahr von bewaffneten Auseinandersetzungen um Trinkwasser besteht. Wer weiß schon, dass Bolivien seinen Guerra del Agua („Wasserkrieg“) bereits im Jahr 2000 in Cochabamba führte? Die Wasserversorgung war privatisiert und in die Hände eines Konzerns gelegt worden, die Preise stiegen. Durch Proteste und Streiks konnte dies wieder rückgängig gemacht werden, der Preis waren bürgerkriegsähnliche Zustände, sieben Tote und zahlreiche Verletzte.
Vor diesem Hintergrund spielt der Film der spanischen Filmemacherin Icíar Bollaín. Doch die sozialen Unruhen sind nur ein Teil der Geschichte um das soziale Oben und Unten, um Kolonialherren und Kolonialisierte. Die Kerngeschichte dreht sich um ein Filmteam, das in Bolivien die „wahre“ Geschichte des heldenhaften Christoph Kolumbus erzählen will: die Gier nach Gold und die Ausbeutung der Indios. Der idealistische Regisseur Sebastian ist mit Gael Garcia Bernal sehr passend besetzt, ebenso wie der Produzent Costa (Luis Tosar). Dieser hat vor allem das Budget im Blick und daher kein Problem damit, dass die als Komparsen angeheuerten Indios einen Tageslohn von zwei Dollar bekommen.
Sehr geschickt werden die zeitlichen Ebenen miteinander verwoben. Immer wieder zeigt der Film im Film, wie grausam Kolumbus und seine Leute ihre Interessen durchsetzten. Die Opfer von damals sind auch heute wieder die Benachteiligten, aber sie wehren sich. Es gibt ständig Demonstrationen und Versammlungen, und der rebellische Komparse Daniel wird zu einer Art Anführer. Er landet schließlich im Gefängnis - eine Katastrophe für das Filmteam. Ständig werden unter ihnen Diskussionen geführt, die zeigen, dass auch bei den Dreharbeiten die indigenen Darsteller alles andere als gleich(berechtigt) sind. Dem Film gelingt es weitgehend, die komplexen und verzwickten Verhältnisse nachvollziehbar darzustellen: Die Interessen dieser spanischen Filmleute sind einfach andere als die der dort lebenden Menschen, und wer etwas anderes behauptet, der wird schnell als scheinheiliger Gutmensch entlarvt.
Am Ende wird der Bogen jedoch recht weit gespannt: Die Auseinandersetzungen eskalieren, das Filmteam muss die Stadt verlassen. Geläutert und vorbildlich - oder doch nur naiv, das mag man sich nach der 180-Grad-Wende eines der Protagonisten fragen, der eine scheinbar sinnlose Rettungsaktion vornimmt. Ohne hier zu viel zu verraten: Da wäre weniger mehr gewesen.
Petra Wille

Buch: Paul Laverty

Regie: Icíar Bollaín

Darsteller: Gael García Bernal, Luis Tosar, Raúl Arévalo, Karra Elejalde, Carlos Aduviri, Cassandra Ciangherotti, Vicente Romero, Carlos Santos

Kamera: Alex Catalán

Musik: Alberto Iglesias

Produktion: Morena Films, Mandarin Films, Juan Gordon

Bundesstart: 29.12.2011

Start in Dresden: 29.12.2011

FSK: ab 12 Jahren