Faust

Drama, Russland 2011, 138 min

Es kommt nicht so oft vor, dass ein Dresdner Schauspieler in einem Film die Hauptrolle spielt, der einen der traditionsreichsten Festivalpreise bekommt. Über ein solch kleines Wunder konnten wir uns im September freuen. Alexander Sokurow, einer der renommiertesten russischen Regisseure, gewann in Venedig den Goldenen Löwen für seine einzigartige »Faust«-Adaption mit Anton Adassinsky in der Hauptrolle als Mephisto. Anton lebt und arbeitet seit Mitte der 90er Jahre mit seiner weltbekannten Theatergruppe DEREVO in Dresden.
Sokurows »Faust«, gedreht in einer in Tschechien extra aufgebauten Stadt und auf Island, ist mit einem Budget von ca. 10 Mio. Euro einer der aufwändigsten Filme in Russlands Filmgeschichte. Sokurow inszeniert einen magischen und zugleich verstörenden Film in deutscher Sprache mit deutschen, österreichischen und russischen Schauspielern. So spielen Johannes Zeiler (Wiener Schauspielhaus) den Faust, Isolda Dychauk das Gretchen, Anton Adassinsky den Wucherer/Mephisto und Hanna Schygulla.
»Faust« ist die letzte Folge von Alexander Sokurows Kino-Tetralogie über die Beschaffenheit der Macht: Die Protagonisten der ersten drei Filme waren historische Figuren: Adolf Hitler (»Moloch«, 1999), Wladimir Lenin (»Taurus«, 2000) und Kaiser Hirohito (»Die Sonne«, 2005). Die symbolische Figur des Faust schließt die Reihe großer Hasardeure ab, die alles auf eine Karte setzten und verspielten.
Entstanden ist ein »Faust«, wie man ihn kennt, aber doch nie mit solcher Wucht auf der Leinwand gesehen hat. Wahrscheinlich konnte nur ein Nicht-Deutscher dieses zentrale Werk so unvoreingenommen, realistisch und kraftvoll verfilmen. Ein Kinoereignis und eines der außergewöhnlichsten Filmwerke des noch jungen Filmjahres.