Das Fleisch der Orchidee

Thriller, Frankreich 1975, 105 min

Patrice Chéreau gilt als einer der bedeutendsten europäischen Regisseure. Mit 19 Jahren war er Frankreichs jüngster Bühnenregisseur. Drei Jahre später leitete er bereits ein Theater. 30-jährig inszenierte er an der Pariser Oper. Seine Bayreuther Version von Wagners „Der Ring der Nibelungen“ wurde 1976 als „Jahrhundert-Ereignis“ gefeiert. Erst im Oktober 2011 gastierte seine weltweit gefeierte Inszenierung von Janáceks Oper „Aus einem Totenhaus“ an der Berliner Staatsoper. Darüber gerät leicht in Vergessenheit, dass Chéreau auch Filme dreht: In »Das Fleisch der Orchidee« soll die junge Millionenerbin Claire von ihren Verwandten in den Wahnsinn getrieben werden. Nach ihrer Flucht aus der Nervenklinik lernt sie Louis kennen, der von zwei Killern verfolgt wird. Sein Erstlingswerk ist ein surrealer Thriller in düsteren Bildern über erschreckende Normalität und alltäglichen Wahnsinn. Über die Horroreffekte hinaus geht der Film psychologisch-philosophischen Problematiken auf den Grund. Normal ist für Chéreau derjenige, der sich von Fremdzwängen befreit. Krank, der andere daran hindert.