Wer weiß, wohin?

Komödie/Drama, Frankreich/Libanon 2011, 102 min

Nadine Labaki hat es wieder getan: Die ehemalige Musikclip-Regisseurin nimmt sich ihr Heimatland Libanon zur Brust und verpackt das viele trockene Konfliktpotenzial der patriarchalischen Nahost-Gesellschaft in eine herzerwärmende Tragikomödie. In »Wer weiß, wohin?«, dem zweiten Werk der jungen Filmemacherin, erlebt man eine ähnlich freche Leichtfüßigkeit, wie sie bereits in »Caramel« zu sehen war, ihrem Langfilmdebüt aus dem Jahr 2007, das sie schlagartig zum Superstar in ihrem Heimatland werden ließ.
Mit schon typisch verspielter Lust an der Gelassenheit läuft Labaki dabei erneut nicht Gefahr platt zu wirken oder der grundlegenden Humanität und Ernsthaftigkeit nicht gerecht zu werden. Sie entführt uns in ein unbestimmtes Dorf, das vollkommen abgeschieden von der Welt und ihren großen politischen Fragen vor sich hin lebt. Über viele Jahrhunderte leben hier Christen und Muslime nebeneinander, und irgendwie weiß man nicht so recht, wieso man sich seit Urzeiten nicht mag, weil, man mag sich ja eigentlich. Als aber der Streit zwischen den heißblütigen Männern wegen ein paar Kleinigkeiten zu eskalieren droht, haben die Damen des Dorfes genug. Beide Religionen verschwören sich im weiblichen Geschlecht und setzen es sich zum Ziel, den Herren und ihrer Bereitschaft zur Zwietracht ein Bein zu stellen. Mit Einfallsreichtum, Humor und nicht zuletzt einer Gruppe leichtbekleideter, osteuropäischer Damen gelingt es, die maskulinen Fronten auszuspielen. Als aber die Brutalität der Außenwelt hereinbricht, wird das neue Bündnis auf die Probe gestellt. Der engagierte und hochsympathische Film, in dem Labaki klarmacht, dass das mit dem starken Geschlecht überdacht werden sollte, lief bereits im Jahr 2011 auf den Filmfestspielen von Cannes im Rahmen des Alternativprogramms von »Un Certain Regard«. Mit gehöriger Verspätung kann man sich glücklich schätzen, dass es »Wer weiß, wohin?« nun auch in die deutschen Kinos geschafft hat.