Tabu - Es ist die Seele ein Fremdes auf Erden

Drama, Österreich/Deutschland/Frankreich/Luxemburg 2011, 94 min

Wien um 1910: Georg Trakl studiert Pharmazie und arbeitet als Apotheker, während er seinen Durchbruch als Dichter herbeisehnt. Er ist depressiv und deckt sich bei seiner Arbeit mit Drogen aller Art ein. Am meisten aber belastet Trakl das Verhältnis zu seiner Schwester Gretl, das schon in der Kindheit besonders eng war und nun auch beiderseitiges sexuelles Begehren einschließt. Die Situation wird für ihn unerträglich, als Gretl ebenfalls nach Wien zieht, um als erste Frau am Konservatorium Klavier zu studieren. Eigentlich aber will sie nur in Georgs Nähe sein. Der zwingt sie, den viel älteren Musikprofessor Brückner zu heiraten. Aber die Ehe ist unglücklich - und Georg und Gretl können nicht voneinander lassen…
„Es dräut die Nacht am Lager unsrer Küsse. Es flüstert wo: Wer nimmt von euch die Schuld? Noch bebend von verruchter Wollust Süße. Wir beten: Verzeih uns, Maria, in deiner Huld.“
Diese Zeilen aus Georg Trakls Gedicht „Blutschuld“ setzt das Drehbuch leitmotivisch ein; Sie werden immer wieder rezitiert. Die Wissenschaft deutet das Gedicht als Hinweis auf Trakls inzestuöse Beziehung zu Margarete, die als wahrscheinlich gilt, aber nicht endgültig bewiesen werden kann. Im Vordergrund steht die Seelenpein, die ihre ausweglose Situation den Geschwistern bereitet. Lars Eidinger agiert dabei mit der ihm eigenen schlafwandlerischen Versponnenheit, die er immer wieder mit Ausbrüchen von sinnloser Wut und Aggressivität aufbricht. Peri Baumeister erweist sich als Glücksgriff. Sie stattet ihre Gretl mit einer faszinierenden Mischung aus Naivität und Berechnung aus. Manchmal scheint es, als habe sie das Heft in der Hand und könne einen Ausweg finden. Letztlich aber erweist Gretl sich ebenso wie ihr Bruder als von ihren heftigen Gefühlen Getriebene.
Peri Baumeister gewann mit ihrer Darbietung als beste Nachwuchsdarstellerin beim diesjährigen Festival den Max Ophüls Preis.