The First Rasta
Reggae kennen viele Menschen nur als exotische Spielart der Popmusik. Dabei ist diese Offbeat-Musik nur der Verständigungscode der Rastafari, Kommunikationsmittel einer ernsthaften Religion, die sich Anfang des vorigen Jahrhunderts auf recht seltsame Weise gebildet hat. Entstanden ist sie aus Unterdrückung und Sklaverei, ein wenig durch Zufall und Wahrsagerei, wobei sie sich ihrer Bestandteile nicht zu schämen braucht. Ein gewisser Leonard Percival Howell wird 1898 geboren und verlässt 17 Jahre später Jamaika auf einem Bananendampfer. Als Seemann im ersten Weltkrieg lernt er den Pazifismus schätzen, infiziert sich mit Marxismus bei russischen Matrosen, er plagt sich mit Anarchisten ab, Jüngern von Gandhi, und genießt in Harlem den großspurigen Geist der wilden Zwanziger. In dieser seltsamen Verfassung befindet er sich, als Marcus Garveys Prophezeiung aus den Zwanziger Jahren, die Krönung eines mächtigen schwarzen Königs in Afrika betreffend, im Jahr 1930 mit der Ernennung von Haile Selassie zum Kaiser von Äthiopien in Erfüllung geht. Fortan gilt dieser gekrönte Schwarze als die Wiederkehr des lebendigen Messias auf Erden. Die Rastafari-Religion gewinnt an Gestalt und Howell gilt bald als Anführer der farbigen Jamaikaner. Es sollen noch zehn Jahre vergehen, bevor Leonard Percival Howell Zuflucht sucht vor den fortwährenden Anfeindungen seitens der britischen Kolonialmacht, indem er ein Stück Land erwirbt und dort die Kommune Pinnacle gründet, die zu ihrer Blütezeit ca. 2.600 BewohnerInnen zählt. Sie meiden Alkohol und Tabak, verpönt sind auch weitestgehend tierische Produkte, sie grenzen sich ab von weißen Unterdrückern durch ihre Haarpracht und pflegen einander zu lauschen beim rituellen Konsum von Marihuana, immer ihren großen Traum im Blick, ins „gelobte Land“ Äthiopien zurückzukehren.
alpa kino
Buch: Hélène Lee
Regie: Hélène Lee
Kamera: Christophe Farnarier
Produktion: Kidam, Alexandre Perrier
Bundesstart: 26.04.2012
Start in Dresden: 26.04.2012
FSK: o.A.