Life of Pi: Schiffbruch mit Tiger
Hier will uns ein junger Mann seine unerhörte Geschichte erzählen und verspricht vollmundig, uns damit glauben zu machen, glauben an Gott. Der, wenn die Geschichte wahr ist, auch seine Hand im Spiel hatte, als Piscine Molitor Patel, genannt Pi, Schiffbruch erlitt mit einem Tiger, mit einer Hyäne, die der Tiger fraß, mit einem Zebra, das die Hyäne fraß und mit einem Affen. Letzterer freute sich schon, weil der Tiger seekrank über der Reling hing. Machte aber seine Rechnung ohne die Hyäne. Wenn also der Tiger, genannt Richard Parker, und Pi übrig geblieben sind, beginnt die Geschichte. Und handelt vom Gefressenwerden, sich verwandeln und vom Erleuchtetsein. Mensch und Tiger sitzen im selben Boot, beschließen einen Überlebens-Bund und landen auf einer schwimmenden Algen-Grütze-Insel, halb Wirsingsuppe, halb Fischkadaver, wo Millionen von Mangusten herumtollen. Nur um die Tatsache zu verschleiern, dass die Insel des Nachts ein weitaus gefährlicherer Ort ist. Also ziehen die Schiffbrüchigen weiter, das Meer ist groß, ernähren sich von fliegenden Fischen und von der schieren Schönheit der Schöpfung. Meister-Regisseur Ang Lee (selbst ebenfalls erleuchtet) legt uns eine Art Jacques-Yves-Cousteau-Bollywood-Bibel-Saga auf den Gabentisch. Welcher dann vor sagenhaft schönen Bildern und beklemmend raumgreifenden Zoo- und Ozeantieren fast zusammenbrechen wird. Diese sind meist echt, nur bisweilen errechnet, aber immer in beängstigenden drei Dimensionen. Allen voran Richard Parker, für den insgesamt vier Tiger agieren. Weil die Geschichte an Land beginnt, so will es die Logik, wird sie auch dort enden, und weil Weihnachten ist, zu Beginn eine Frau verlassen wird, und weil Gott mitmischt, soll das Ende hier nicht verraten werden.
alpa kino
Buch: David Magee nach einem Roman von Yann Martel
Regie: Ang Lee
Darsteller: Suraj Sharma, Tobey Maguire, Irrfan Khan, Tabu, Adil Hussain
Kamera: Claudio Miranda
Musik: Mychael Danna
Produktion: Fox 2000 Pictures, Ang Lee, Gil Netter, David Womark
Bundesstart: 26.12.2012
Start in Dresden: 26.12.2012
FSK: ab 12 Jahren