Wie beim ersten Mal

Komödie/Drama, USA 2012, 100 min

In den vergangenen zehn Jahren hat sich der Anteil der 20- bis 45-jährigen Kinobesucher in deutschen Kinos halbiert und der Prozentsatz der über 50-jährigen hat sich verdoppelt. Klar, die Pyramide verändert sich, aber das Filmangebot tut es auch. Luftige Rentner-WG, preisgekröntes Demenz-Drama oder kunterbunter Musical-Firlefanz werden geboten. Interessant wäre sicher auch mal eine Statistik, die davon erzählte, wie oben genannte Zahlen ausfielen, wenn Meryl Streep (63) ihren Job bereits an den Nagel gehängt hätte… Hat sie aber nicht, im Gegenteil. Es läuft prima, sie wird hofiert, umgarnt und immer wieder zu schauspielerischen Höhepunkten getrieben. Ganz anders läuft es in ihrer Ehe mit dem grantigen Tommy Lee Jones. Ein großes „Außer Betrieb“ Schild hängt dieser Verbindung um den faltigen Hals. Zwischen festgewachsenen Ritualen traut sich kein grünes Blatt zu sprießen. Büro, Pantoffeln und Kabel-TV, getrennte Schlafzimmer und ein freundliches Murren als Höhepunkt familiärer Konversation. Sogar masturbiert wird nicht mehr. Als Kay zufällig ein Familienratgeber in die Hände fällt, stellt sie erschrocken fest, wie weit ihr beider Beziehungsboot schon entfernt ist vom Festland. Entschlossen reißt sie das Steuer rum und setzt Kurs auf Maine, wo der Familientherapeut und Buchautor Dr. Bernie Feld (Steve Carell) sein Domizil hat. Wie Kay es schafft, ihren maulfaulen Mann ins Flugzeug zu hieven, ihm die Angst vor der ersten Sitzung auszutreiben und ihn auch bei der Stange zu halten, als Dr. Feld seine Fragen nach sexuellen Neigungen in Zimmerlautstärke zu stellen wagt, das ist gleichsam köstlich und beschämend. Es wird nicht wie beim ersten Mal werden, soviel steht fest, aber es kommt Bewegung in die fossilen Körperregionen der beiden Eheleute.