Purim - Die Tunnel der Erinnerung

Der Dokumentarfilm »Purim - the tunnels of memory« berichtet über eine sehr unkonventionelle Umsetzung des Purimspiels, einer alten jüdischen Tradition, welche an die erste Judenverfolgung im Jahre 470 n. Chr. im Perserreich erinnert. Im Rahmen der Kulturhauptstadt Linz im Jahre 2009 inszenierte der israelische Ausnahmeregisseur David Maayan das Stück Purimspil. Das Skript entstand in Zusammenarbeit mit den Schauspielern und dem israelischen Dramatiker Yeshua Sobol, welcher vor allem durch sein 1984 entstandenes Stück »Ghetto« Berühmtheit erlangte. Als Schauplatz für das Purimspil wurde ein alter Linzer Stollen ausgewählt, welcher von Gefangenen des Konzentrationslagers Mauthausen im Zweiten Weltkrieg gegraben worden ist. An diesem Ort werden durch die Inszenierung des Purimspil zwei historische Wegmarken der Judenverfolgung auf eindrucksvolle Weise verbunden.
Die Arbeit „Purim - the tunnels of memory“ der Dokumentarfilmerin Mariette Feltin hält diese Ausnahme-Inszenierung in beeindruckenden Bildern fest. Von der Entstehung des Vorhabens bis zu seiner Vollendung begleitet die Künstlerin den Regisseur und sein Projekt, welches zum Zeugnis von Überleben und Erinnern wird. Der mitreißende Film vermittelt auf außergewöhnliche Weise die absurde Verbindung von komischem Spiel und tragischem Schauplatz und wird zu einem sehr eindringlichen Dokument.
Das traditionelle Purimspiel ist der Ursprung des jüdischen Theaters. Alljährlich wird im Frühjahr, am 14. des Monats Adar des jüdischen Kalenders, das Purimfest gefeiert. Es erinnert an die erste Judenverfolgung, welche um ca. 470 n. Chr. im Perserreich durch die Klugheit der Königin Ester verhindert werden konnte. Grund für die Verfolgung war der Jude Mordechai, welcher sich weigerte, den Perserkönig Xerxes wie einen Gott zu verehren. Auf Anraten des Wesirs Haman beschloss Xerxes, alle Juden töten zu lassen. Die mutige Königin Ester jedoch, welche selbst Jüdin war, setzte sich für ihr Volk ein und brachte Xerxes dazu, Haman zu verurteilen und stattdessen den Juden Mordechai zum neuen Wesir zu ernennen. Diese Geschichte ist die Grundlage für Purimfest und Purimspiel, eines komischen, das Fest begleitenden Theaterstücks.