Nachtzug nach Lissabon
Da ist dieser Mann, ein Lateinlehrer, genannt Mundus (Jeremy Irons). Ein Blick in sein Gesicht verrät noch gar nichts, aber das meiste von seinem Leben hat er bereits hinter sich gebracht. Wenn man ihn fragte, ob er je richtig verliebt war, zögert er viel zu lange. Eine bereits gelöste Fahrkarte an sich zu nehmen, sich in einen Zug zu setzen - zugegeben - aus einer flüchtigen Laune heraus, betrachtet er als den gefährlichsten Schritt in seinem Leben. Einer jungen Portugiesin zuvor das Leben zu retten, scheint ihm dagegen ganz einfach. Jedenfalls hält er nun ihr Ticket und ein schmales Bändchen portugiesischer Literatur in den Händen, und da blitzt es in seinen Augen, denn er findet darin die unerhörte Frage. „Wenn es so ist, dass wir nur einen kleinen Teil von dem leben können, was in uns ist - was geschieht mit dem Rest?“… Der Pfiff des abfahrenden Zuges reißt einen aus dem Staunen. Einst nahm ein gewisser Mr. Faber das Schiff nach Europa, statt in den Flieger zu steigen und verliebte sich in seine eigene Tochter. Auch die vorliegende Geschichte stammt aus einer Schweizer Feder, deren Text, in über dreißig Sprachen übersetzt, allein in Deutschland zwei Millionen Leser fand. In Lissabon angekommen, begibt sich unser Mann auf die Suche nach dem Autor und Fragesteller, taucht immer tiefer ein in Amadeu de Prados (Jack Huston) verschlungene Lebenspfade, und hinterlässt seinerseits, zum ersten Mal seit vielen Jahren, mäandernde Spuren im Treibsand des Seins. Bald lernt er bei seiner vielschichtigen Suche nach den Überbleibseln aus de Prados Leben neben dessen Witwe (Charlotte Rampling), der Geliebten oder seinem Lehrer auch prompt eine Frau (Martina Gedeck) kennen. Überhaupt wartet dieser Film mit einer ansehnlichen Riege internationaler Stars auf und findet in Bille August einen überaus routinierten Regisseur. Gekonnt stellt er in den Zeitebenen die junge Melanie Laurent der reiferen Lena Olin, oder den stürmischen August Diehl einem weisen Bruno Ganz gegenüber.
alpa kino
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Buch: Greg Latter, Ulrich Hermann nach dem gleichnamigen Roman von Pascal Mercier
Regie: Bille August
Darsteller: Jeremy Irons, Mélanie Laurent, Jack Huston, Martina Gedeck, Tom Courtenay, August Diehl, Bruno Ganz, Lena Olin, Christopher Lee, Charlotte Rampling, Burghart Klaußner
Kamera: Filip Zumbrunn
Bundesstart: 07.03.2013
Start in Dresden: 07.03.2013
FSK: ab 12 Jahren