¡No!

Drama, Chile/Mexiko 2012, 118 min

Chile 1988: Die Militärjunta hat das Land fest im Griff, doch der zunehmende Druck der Weltöffentlichkeit führt zu einem Volksentscheid, der freie Wahlen ermöglichen soll. Chilenische Oppositionelle rechnen mit massiver Wahlfälschung und engagieren aus der Not heraus den Werbefachmann René Saavedra (Gael García Bernal). Er soll eine massenkompatible, aber harmlos wirkende Kampagne gegen Pinochet entwickeln, die der Zensur keine Handhabe bietet. Der smarte junge Werber weiß, was Menschen Spaß macht, seine Referenzen sind Softdrinks. Politik interessiert ihn nicht, eine Zielgruppe in dieser Größenordnung hingegen schon, sei der Etat auch noch so klein. Den überwiegend älteren Herren der Opposition liefert er ein poppiges Regenbogenlogo, in seinem Werbespot wird getanzt, umarmt, geküsst und geschunkelt, was das Zeug hält. „Happiness is coming“ funktioniert als Slogan für Cola genauso gut wie für Demokratie. Die Kampagne schlägt ein. Der ausgebuffte Werber bemerkt erst spät, in welche Gefahr er sich begeben hat. Das Pinochet-Regime geht gegen ihn vor. Regisseur Pablo Larraín (»Post Mortem«) erzählt in seinem neuen Film erneut die Geschichte eines Mannes, den die Verhältnisse zwingen, Stellung zu beziehen. Deutlich spürbar sind Anleihen bei Barry Levinsons gnadenlosem »Wag the Dog«. »¡No!« ist ein leichterer Film. Die verblichene 80er-Jahre-Farbigkeit der Bilder, die Kostüme und der naive, an die Umweltbewegung erinnernde Regenbogen sorgen für Retro-Heiterkeit. Am Ende skatet Saavedra durch die Straßen Santiago de Chiles und genießt seinen Triumph. Der friedliche Streich ist gelungen. Wenn die Guten die Macht der Medien nutzen, um die Öffentlichkeit zu manipulieren, scheint die Welt in Ordnung.
Grit Dora