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Im Herzen jung

Drama, Frankreich 2021, 114 min

2006 in einem Krankenhaus in Lyon: Der junge Onkologe Pierre (Melvil Poupaud) spricht auf dem Gang mit der Architektin Shauna (Fanny Ardant), die ihrer schwer kranken Freundin beistehen will. Die Begegnung ist kurz, doch von großer Zugewandtheit geprägt. 15 Jahre später treffen die beiden in Shaunas irischem Ferienhaus erneut aufeinander. Es knistert, die gegenseitige Zuneigung ist sofort wieder da. So könnte eine Romanze mit den üblichen Irrungen und Wirrungen beginnen, doch die Details sprechen dagegen: Pierre ist 45 Jahre alt, Shauna wird 71. Vor dem großen Altersunterschied treten beinahe die Familienkonstellationen in den Hintergrund: Pierre ist Familienvater und Shauna Witwe, Mutter und Großmutter. Besonders sie will sich auf eine Liebesbeziehung nicht einlassen, führt sie doch ein ausgeglichenes, glückliches Leben und hat keine Lust auf neue Abhängigkeiten. Aber Pierre lässt nicht locker, auch dann nicht, als er von Shaunas Erkrankung erfährt. Regisseurin Carine Tardieu inszeniert nach einer Idee der früh verstorbenen Regisseurin Sólveig Anspach. Feinfühlig und behutsam blickt sie auf die Annäherung der beiden Figuren, ihr Begehren, ihr Zögern. Sie zeigt die komplexe Situation, das soziale Gefüge des Paares und besonders Shaunas berechtigte Angst vor der Reaktion ihres Umfelds. Ablehnend und verstört wird noch immer auf eine Liebe zwischen einem jüngeren Mann und einer sichtbar älteren Frau reagiert, während der umgekehrte Fall als selbstverständlich gilt. »Im Herzen jung« (Originaltitel: »Les jeunes amants«) ist ein zarter und intensiver Film über Liebe, Vergänglichkeit und die Hingabe an den Augenblick. Und er feiert das Wiedersehen mit der großen Fanny Ardant, die mit wesentlichen europäischen Regisseuren wie Francois Truffaut, Alain Resnais, Ettore Scola, Paolo Sorrentino und nicht zuletzt François Ozon zusammengearbeitet hat.
Grit Dora