Heute bin ich blond

Drama/Komödie, Deutschland/Belgien 2013, 117 min

Sophies Welt wird auf den Kopf gestellt, und zwar nicht so, wie sie sich das erhofft. Die angehende Studentin will Party machen und das Leben genießen. Stattdessen bringt ihr ein Besuch beim Arzt die völlig unerwartete Diagnose Krebs. Ein Tumor sitzt in ihrem Brustfell, es erwarten sie mehr als 30 Wochen stationäre Chemotherapie und danach Bestrahlung. Party machen jetzt andere, Sophie (Lisa Tomaschewsky) kotzt und ihr fallen die schönen langen Haare aus.
Auch wenn sie eine treu sorgende Familie und gute Freunde hat - mit der Krankheit und der Angst ist sie allein, die Chancen stehen nicht allzu gut. Warum läuft dieser Film (Regie Marc Rothemund, »Sophie Scholl«, »Groupies bleiben nicht zum Frühstück«) mit einem koketten Titel und als Komödie? Der Grund liegt in der wahren Geschichte von Sophie van der Stap, die mit Anfang 20 genau dies erlebte. Also gibt es ein Happy End. Weil Sophie eine Kämpfernatur ist, die gleichzeitig das Glück hat, dass die Behandlung anschlägt.
Als Sophie von der Krankenschwester belehrt wird, die ausfallenden Haare nicht in die Toilette zu werfen (Verstopfungsgefahr), ruft sie sofort ihren besten Freund Rob (David Rott) an, der eine Fotosession mit ihr und ihrer Mähne macht. Sobald die Haare in größeren Mengen ausfallen, wird der Kopf konsequent kahl geschoren. Im Perückenladen wird Sophie dann nicht nur einmal fündig: Bald umfasst ihre Sammlung unzählige Exemplare in vielen Farben und Längen. Je nach Laune und Anforderung erscheint nun nicht Sophie, sondern die rothaarige Sue (eine selbstbewusste Kämpferin), die blonde Daisy (die gern rosa trägt und etwas prollig ist) oder Platina, die „Königin der Nacht“.
Rothemund inszeniert Party- und Sexszenen ebenso stimmig wie Gespräche über den Tod im Park des Krankenhauses. Das macht »Heute bin ich blond« zu einem starken Film über die Liebe zum Leben und die Konfrontation mit dem möglichen Tod. Das hanseatische Umfeld und die Wichtigkeit von Frisuren oder Klamotten mag einigen etwas aufgeblasen oder oberflächlich vorkommen, jedoch ist immer genug Witz dabei, zum Beispiel wenn beim Ostseeausflug „Pam“ davon schwimmt, eine von Sophies Perücken. Auch wenn der eher mainstreamige Film die miesen Zeiten einer Tumorbehandlung nicht ausspart, zeigt er doch vor allem eine energiegeladene Frau, die nicht bereit ist, ihr junges Leben aufzugeben. Sie erkennt die Schönheit der Gegenwart, reduziert ihre Wünsche auf kleine, nahe Dinge und fordert vom Krebs: „Gib mir das Morgen zurück!“.
Petra Wille

Buch: Katharina Eyssen

Regie: Marc Rothemund

Darsteller: Lisa Tomaschewsky, Karoline Teska, David Rott, Maike Bollow, Peter Prager, Alice Dwyer, Jasmin Gerat, Sebastian Bezzel

Kamera: Martin Langer

Bundesstart: 28.03.2013

Start in Dresden: 28.03.2013

FSK: ab 6 Jahren