Der Kapitän und sein Pirat

Dokumentation, Deutschland/Belgien 2012

Vier Monate lang befand sich das deutsche Frachtschiff „Hansa Stavanger“ 2009 vor der somalischen Küste in der Hand von Piraten. Nach der spektakulären Freilassung zeigten die Titel der großen Magazine einen glücklichen Kapitän, dem Terror der vermeintlichen Unmenschen knapp entronnen. Andy Wolff aber interessiert sich für die tiefer liegenden Schichten, die unsichtbare Geschichte hinter den Schlagzeilen.
Er erzählt sie konsequent aus der Sicht zweier Protagonisten: des Anführers der Piraten, Ahado, eines eloquenten, intelligenten jungen Mannes, und des Kapitäns Krzysztof Kotiuk. Der eine, aufgewachsen im Bombenhagel von Mogadischu und jederzeit mit dem Tod rechnend, hat nichts zu verlieren. Der andere wird am Ende vor dem Nichts stehen. Denn als aus Deutschland über Wochen keine Hilfe kommt, beschließt er, im verzweifelten Bestreben, Crew und Schiff zu retten, mit dem Gegner zu kooperieren, welcher schließlich, da sich Mannschaft und Reederei von ihm abwenden, zum einzigen Vertrauten wird. Stück für Stück entblättert sich die Tragödie zweier Menschen, die der Krieg, in dem wir alle uns befinden, zu Feinden bestimmte und die doch zu Freunden wurden.
Was bleibt, wenn die Rollen, die wir ausfüllen, alle moralischen Kategorien und Sicherheiten implodieren? Wenn man aus der Position der Stärke in eine gerät, aus der es keinen Ausweg gibt? Und wie ist es für jene, denen von vornherein keine Wahl bleibt?
Ein Psychodrama, das existenzielle Fragen über den Krieg und das Menschsein aufwirft.
Grit Lemke

Regie: Stefanie Brockhaus, Andy Wolff

Bundesstart:

Start in Dresden: