Mutter und Sohn

Drama, Rumänien 2013, 112 min

Die diesjährige BERLINALE-Jury zeigte sich beeindruckt vom Neuen rumänischen Kino und zeichnete C?lin Peter Netzers psychologisches Drama »Mutter und Sohn« mit dem begehrten Goldenen Bären aus. Nun kommt der Streifen auch einem breiteren Publikum unter die Augen. Die Geschichte ist intensiv, nuanciert und feinfühlig und handelt von einer ungleichen und zerrissenen Mutter-Sohn-Beziehung, in der die herrschsüchtige Übermutter versucht, ihrem unauffälligen und trotzig passiven Sohn aus der Klemme zu helfen und ihn damit erneut an sich zu fesseln. Dieser hat aus Versehen einen kleinen Jungen überfahren und die Mittelschicht-Mutter besticht und beredet, um am Ende ihres strategischen Feldzugs wieder an der Spitze seines Herzens zu stehen.
Dokumentarisch und nüchtern wird die Handlung fortgetrieben, während sich die Studie des Menschlichen immer weiter ausbreitet. Der einfache und tränenreich-sentimentale Ausklang dieser berührend ehrlichen Geschichte lässt erahnen, dass es dem Regisseur um mehr geht als nur um diese Beziehung.
Der Originaltitel »Child’s Pose«, der die Fötusstellung aus dem Yoga bezeichnet, ist nur ein weiterer metaphorischer Hinweis darauf. Es geht vor allem auch um die Abbildung krankhafter Beziehungen, um Intrigen, Herrschsucht, gegenseitige Abhängigkeiten, Wunden und Bedürfnisse. Die Intensität wird auch durch das Spiel der beiden Hauptdarsteller, Bogdan Dumitrache und Lumini?a Gheorghiu, verstärkt. Wie bereits in seinen anderen Filmen nutzt der Regisseur Beziehungsporträts, um eine Art moralisches Röntgenbild der heutigen postsozialistischen rumänischen Gesellschaft zu entwerfen. So gelingt ihm ein umgekehrt ödipales und eindringliches Drama, das das Leben so reflektiert, wie es die Menschen erleben.
Theresa
Theresa