The Grandmaster
Tanzende Regentropfen in Superzeitlupe sprudeln durchs Bild, wenn der ehrenwerte Großmeister Ip Man eine wilde Horde Angreifer mittels Wing Tsun das Fürchten lehrt. Seine südchinesische Mischung aus rollenden Händen und explodierenden Fäusten, die später als Kung Fu um die ganze Welt gehen wird, verdankt ihre Anmut nicht zuletzt der Tatsache, dass die Nonne Ng Mui Jahrhunderte zuvor einem jungen Mädchen beibrachte sich zu verteidigen.
1936 gilt Ip Man in seiner Heimatstadt bereits als ein geachteter Kämpfer und Lehrer, als ihm der ergraute Gong Baosen, ein aus dem Norden stammender Tausendsassa, in den Weg tritt. Im Norden habe er bereits einen Nachfolger für sich ernannt, erklärt dieser unumwunden, und hier im Süden möge es auch einen solchen geben. Ein Kampf steht an. Ip Man erstreitet sich das Erbe, gleichzeitig aber auch die zornige Bewunderung seitens Gong Baosens Tochter Gong Er. Doch bevor daraus anmutige Unterwerfung werden könnte, reißen Bürgerkrieg und japanische Besatzung die beiden auseinander… Die Welten, die zwischen einer Hollywood-Prügelei und dem Aufeinandertreffen von Kung-Fu-Kämpfern Platz fänden, gingen nicht besser zu beschreiben, als es beim Schlagabtausch zwischen dem Großmeister Yip Man und der sagenhaften Gong Er zutage tritt. Sie verabreden vor dem Kampf, dass derjenige verlieren möge, bei dessen Schlag zuerst ein Stück Möbel entzwei geht. Als eine Treppenstufe birst, ist der Kampf vorüber. Die Anmut ist dem Zorn überlegen. Gleich nachdem Norah Jones ihren süßen Blaubären vernascht hatte, begann es hinter Wong Kar Weis dunklen Brillengläsern zu rumoren. Denn seit er 1999 das Privileg genossen hatte, 8mm-Aufnahmen sehen zu dürfen, auf denen der todkranke Ip Man die 108 Wing Tsun Kombinationen demonstrierte, wollte er dem Mann, zu dessen Schülern auch Bruce Lee gehörte, ein filmisches Denkmal setzen. Vier Jahre lang gab er Tony Leung und Zhang Ziyi Gelegenheit, jene Kunst zu verfeinern, die den Menschen zu einem Teil des Universums werden lässt. Wenn schwereloses Schweben und zerstörerische Kraft binnen eines Wimpernschlags pulsieren, verwandelt die Superzeitlupe den Kampf in das, was er ist; eine getanzte 'Ode an den Frühling'.
alpa kino
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Buch: Wong Kar Wai, Xu Haofeng
Regie: Wong Kar Wai
Darsteller: Tony Leung Chiu-wai, Zhang Ziyi, Chang Chen, Benshan Zhao, Shen-Yang Xiao
Kamera: Phillippe Le Sourd
Musik: Shigeru Umebayashi
Produktion: Block 2 Pictures, Wong Kar Wai, Han Sanping
Bundesstart: 27.06.2013
Start in Dresden: 27.06.2013
FSK: ab 12 Jahren