Verliebte Feinde
Wer noch mal was erleben möchte, sollte als Feministin in die Schweiz gehen. Wo Anfang der 90er Jahre die letzte Bastion fiel, die sich noch standhaft gegen so etwas Unerhörtes wehrte wie das Frauen-Stimm-Recht. Bevor im Jahre 1971, zu einer Zeit, wo halb Europa halbwegs frivol auf den Barrikaden tanzte, in der Schweiz zum ersten Mal eine Frau an einer Wahl teilnehmen durfte, war es ein langer und beschwerlicher Kampf. Welchen das Ehepaar Iris und Peter von Roten, eine lebenslustige junge Frau aus liberal-protestantischem Elternhaus und ein geistreicher Querdenker mit katholisch-konservativen Wurzeln, bereits in den fünziger Jahren vom Zaune brachen. Inmitten eines unvorstellbaren Miefs von erstarrter Tradition bewegten sich die beiden Eheleute, verwundert ob der Weltfremdheit und bestürzt wegen der festgefügten Wand aus weiblicher Tatenlosigkeit und männlicher Arroganz. Schon die eheliche Verbindung der von Rotens war nicht gut gelitten und ist folgerichtig heimlich zustande gekommen. Der Film basiert auf dem umfangreichen und offenherzigen Briefwechsel. Unterschnitten von originalen Filmaufnahmen der beiden Frauenrechtler, reihen sich auch eine Handvoll O-Töne von Zeitgenossen in die feinsinnig erzählte Geschichte. Als gleichgestellte Geschäftspartnerin arbeitete Iris in der Anwaltskanzlei ihres Mannes und wurde doch immer nur als Sekretärin angesprochen. Bald schon geht sie in die USA, wo sie, befeuert von einer sehr lebendigen Feminismus-Szene, ihr Buch »Frauen im Laufgitter« zu Ende schreibt. In der Zwischenzeit kratzt auch ihr Mann Peter bei jeder Gelegenheit an der verkrusteten Schicht der Schweizer Väterherrschaft, allein, sie sind ihrer Zeit noch weit voraus. Selbst von Schweizer Frauenverbänden wird Iris von Roten mittlerweile angefeindet, und folgerichtig zieht sie sich in den 60er Jahren vollkommen zurück aus der Schweizer Öffentlichkeit.
alpa kino
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Buch: Wilfried Meichtry
Regie: Werner Schweizer
Darsteller: Mona Petri, Fabian Krüger, Steven Buehler
Kamera: Reinhard Köcher, Carlotta Steinemann
Produktion: Werner Schweizer
Bundesstart: 02.05.2013
Start in Dresden: 02.05.2013
FSK: o.A.