Stiller Sommer

Drama, Deutschland 2013, 86 min

Sattes Grün, herrlich lange, warme Sommerabende, der Geruch von Lavendel und Rosmarin und jede Menge Rotwein - keiner kann behaupten, dass er jetzt nicht auf der Stelle tauschen würde. Weil’s aber nicht kann sein, muss mal wieder der bequeme Sessel unseres Lieblingskinos herhalten, um den Grautönen des Dresdner Frühlings zu entfliehen. Und was könnte es da Besseres als eine köstliche Tragikomödie geben, die natürlich von einem Sommer, der alles andere als still ist, erzählt?!
Kunsthistorikerin Kristine (Dagmar Manzel) verliert nach einer erfolgreichen Auktion ihre Stimme und versteht, dass nun wohl die Zeit gekommen ist, um sich ein wenig zurückzuziehen. Also fährt sie kurz entschlossen in das Ferienhaus der Familie in Südfrankreich, um in der sonnendurchfluteten Landschaft der Cevennen zu genesen. Bei ihrer stummen Ankunft begegnet sie allerdings ihrer Tochter Anna, die sich nach einer vermasselten Uni-Prüfung auch in das Land der Liebe geflüchtet hat und mit dem Franzosen Franck nun das Bett hütet. Der scheint jedoch von der geheimnisvollen Stille der Mutter angezogen zu sein und macht ihr in charmant-französischer Manier den Hof. Und sie lässt sich darauf ein. Im Chaos der Leidenschaften erscheint auch noch Kristines Ehemann (Ernst Stötzner) und das Nicht-(Miteinander-)Reden offenbart sich als das unausweichliche Ergebnis lange gehüteter Lebens- und Liebeslügen, die nun endlich ans Licht kommen.
Das kleine Dorf besteht eigentlich kaum aus Einheimischen: Es sind Ausgewanderte, Lebensdurstige und Sinnsucher. Manche mögen sie auch Verrückte und „Künstler“ nennen. Dennoch lässt sich nicht bestreiten, dass mindestens einer unter ihnen auch einem unter uns gleicht. Und damit ist Regisseurin und Drehbuchautorin Nana Neul ein sehr ehrlicher und poetischer Film über die Unzulänglichkeiten des menschlichen Daseins gelungen. Deutsches Kino, das auf französische Art vom Zusammenspiel von Leichtigkeit, Banalität und Grauen erzählt.
Theresa