Das Mädchen und der Künstler

Drama, Frankreich/Spanien 2012, 105 min

Es gibt zwei unfehlbare Beweise für die Existenz Gottes: Die Frau und das Olivenöl. Das sagt der 80-jährige Bildhauer Marc (Jean Rochefort) zur 20-jährigen Mercè (Aida Folch). Marc lebt in einem französischen Dorf, an der spanischen Grenze, und seit der Krieg begonnen hat, ist er nicht mehr hinauf gegangen in die Berge, in sein Atelier. Bis Mercè kam, die junge Katalanin, die gegen Franco gekämpft hat. Marcs Frau Lea - großartig, Claudia Cardinale - bietet ihr Unterschlupf, wenn sie für Marc Modell steht.
Es ist die Parallelität von Grauen und Schönheit, von Krieg und ländlicher Idylle, die die Folie abgibt, vor der »Das Mädchen und der Künstler« handelt: Der Reiz der Landschaft wie der der jungen Frau, deren Körper die Kamera zärtlich abtastet, geben dem in wohltuendem Schwarzweiß gedrehten Film seine atmosphärischen Schwingungen. Dabei geht es um Existentielles: „Ich muss eine Skulptur zustande bringen, Krieg hin, Krieg her, mir rennt die Zeit davon“, erklärt Marc. Mercè hingegen ist Teil dieses Krieges, sie ist weiter im Widerstand. - Stoff für ein großes Drama.
Regisseur Fernando Trueba (OSCAR für »Belle Epoque«) erreicht „die so schwer zu erzielende Schlichtheit“. Er lässt den Film mit Mahlers 9. Sinfonie enden, mit sphärischen Klängen der Streicher - einem Abschied für immer.
Udo Lemke