Finsterworld

Drama, Deutschland 2013, 95 min

Die Schulklasse fährt nach Dachau. „Ready for the KZ?“ fragt ein aalglatter Jungmensch die Mitschüler bei der Ankunft. Ein Fußpfleger (Michael Maertens) parliert mit seiner Lieblingskundin (Margit Carstensen) über deutsches Volksliedgut, etwa über das ekelhaft einprägsame „Fiderallala“ aus der Vogelhochzeit. Die gutbürgerliche Familie (Corinna Harfouch, Bernhard Schütz, Jakub Gierszal) spricht auf der Autobahnfahrt im überpflegten KFZ über Vorbilder und dass es so jemanden wie Mickey Mouse in Deutschland eben nicht gibt. Fix und Foxi sind halt kein Ersatz. Ein gutmütiger Polizist (Ronald Zehrfeld) hört sich fassungslos die Vorwürfe seiner egozentrischen dokumentarfilmenden Freundin (Franziska Feldenhoven) an. Was ein Glück, dass man sich in Tierkostüme flüchten kann. Frauke Finsterwalders »Finsterworld« kreist in zynisch-skurrilen Episoden um superdeutsche Befindlichkeiten. Idylle werden aufgebaut und genussvoll zerstört. Je heller die Sonne auf der Leinwand scheint, desto düsterer die Aussichten. Es ist schon eine ziemlich spezielle Art von schwarzem Humor, die Frauke Finsterwalder da mit ihrem Ehemann, dem Bestsellerautor Christian Kracht, pflegt. Das herausragende Darstellerteam hat ganz offensichtlichen Spaß an den spitzen, doppelbödigen Dialogen, die amüsieren und schockieren. Es wird viel gesprochen in diesem Film. „Und das Austreten nicht vergessen. Das Austreten. Mein Gott, ist die deutsche Sprache schön.“
Grit Dora